Dieser Zeitsprung geht nur 125 weit in die Vergangenheit. Aber ich hatte die passende „Konserve“ für das Jubiläum - ein bei einem Stadtspaziergang in Karlsruhe aufgenommenes Foto vom Heinrich-Hertz-Denkmal. Als Entschädigung für das nicht erfüllte Blog-Versprechen von der „grauen Vorzeit bis Spätantike“ hatte ich an die ein paar Meter entfernt stehende Pallas Athene gedacht. Aber die ist an dem bedeckten Septemberspätnachmittag im ohnehin meist beschatteten Südteil des Ehrenhofs der früheren Karlsruher Universität (TH) leider ziemlich dunkel geraten. Zu Zeiten als das Heinrich-Hertz-Denkmal 1925 entstand und in den Jahren als Heinrich Herz die elektromagnetischen Wellen entdeckte, war das hier die Technische Hochschule Karlsruhe. Und heute liegt der Ehrenhof auf dem Gelände des Campus Süd des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).
Nach dem Zitat des emeritierten Professors am KIT und Vorsitzenden der Heinrich-Hertz-Gesellschaft Volker Krebs im Pressetext des KIT war „Die Suche nach elektromagnetischen Wellen ... für das ausgehende 19. Jahrhundert das, was für uns heute die Suche nach der Dunklen Materie oder der Neutrinomasse ist“. Heinrich Hertz gelang der Nachweis der elektromagnetischen Wellen in dem später nach ihm benannten Hörsaal, an dessen Seite sich heute das Denkmal befindet.
Als Datum wird im Pressetext der 11. November 1886 angegeben. Im Web findet sich auch das Datum 13. November 1886, z.B. bei Karl H. P. Bienek in „Die Siemensstadt - Ein Lexikon der Siemensstadt in Berlin“. Karl H. P. Bienek erwähnt auch die Umbenennung der Hertzstraße in der Berliner Siemensstadt in „Grammestraße“ 1938, weil Hertz jüdische Vorfahren hatte. Gudrun Wolfschmidt berichtet in ihrem Buch „Von Hertz zum Handy - Entwicklung der Kommunikation“ davon, daß das Heinrich-Hertz-Madaillon im Hamburger Rathaus abgeschlagen und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder erneuert wurde. In Karlsruhe hat das Denkmal die Zeit des Nationalsozialismus überstanden. Mehr zur jüdischen Herkunft und den Folgen findet sich im Artikel „Juden wider Willen. Wie es den Nachkommen des Physikers Heinrich Hertz im NS-Wissenschaftsbetrieb erging“ von Stefan Wolff.
Nach Karl H. P. Bienek wurde die Einheit für die Frequenz weiterhin nach Hertz benannt. Stefan Wolff schreibt: „Einige Physiker schlugen 1939 ernsthaft vor, sie unter Beibehaltung der Abkürzung „Hz“ in „Helmholtz“ umzubenennen“. Stefan Wolff geht also wohl auch davon aus, daß die Einheit nicht umbenannt wurde. Vermutlich stimmt das. Anderseits wurde mir erzählt, daß an der Karlsruher Gewerbeschule den Elektrikerlehrlingen gegen Kriegsende statt Hertz die Bezeichnung Helmholtz gelehrt wurde. Dieser Erzählung glaube ich auch. Vielleicht wurde generell noch nicht umbenannt, aber in Teilbereichen schon einmal die Umbenennung vollzogen.
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