Derzeit enden gerade zwei neue MOOCs (Massive Open Online Courses) aus unserem Interessenbereich: „Ancient Egypt: A history in six objects“ bei Coursera und „A Global History of Architecture“ bei edX. Drei ältere MOOCs, die ich in früheren Einträgen erwähnt hatte, werden derzeit wiederholt: „Roman Architecture“ und „The Fall and Rise of Jerusalem“ bei Coursera, und „Hadrian's Wall: Life on the Roman Frontier“ bei FutureLearn.
Für Späteinsteiger reicht es meist nicht mehr für die Kurs-Aufgaben und -Prüfungen. Aber man kann durch die späte Anmeldung oft noch auf das Lehrmaterial zugreifen. Es gibt sichtbar Ausnahmen: für den edX-Kurs gilt „Enrollment is closed“. Also warten auf die Wiederholung. Beide neuen Kurse fand ich nach Ansicht der ersten Videos sehr interessant, habe sie aber nicht weiter verfolgen können. Den „Roman Architecture“-Kurs hatte ich früher schon mal empfohlen, den halte ich weiterhin für ganz besonders empfehlenswert. Die Beispiele haben eine große Lebensnähe - wie wurde das Wohnhaus oder öffentliche Gebäude genutzt? Das wird man im Kopf versuchen nachzuvollziehen und mit heutigen Raumnutzungen vergleichen und dann kann man sich das hoffentlich besser merken. Weiter leben wir „in der Nähe“ der Kursbeispiele. Und wenn man im Urlaub sowieso an Beispielen aus dem Kurs vorbeikommt, dann sind die entsprechenden Kursteile vielleicht die beste Vorbereitung.
Die Coursera-Kurse unterscheiden sich bei der späteren Lehrmaterial-Verfügbarkeit für die Kursteilnehmer. Und „Roman Architecture“ war leider einer derjenigen Kurse, bei dem das Material bald nach Ende des Kurses gelöscht wurde. Aber man kann sich via von der Yale University verfügbar gemachtem Material einen Eindruck verschaffen.
Im Kurs wird ein Tempel nahe der Stadt Rom mit schön sichtbarem antikem Beton vorgestellt. Von dem habe ich meinem Vater ein Foto via dem PC-Monitor gezeigt. Mein Vater hat in seinem Leben einige Beton-Verschalungen im Haus und um das Haus herum gebastelt und war vor meiner Geburt mit meiner Mutter, Motorrad und Zelt in Rom. Wenn ich mir die heutige Jugend vorstelle, dann könnte sie sich selbst bei auf den Rucksack beschränkten Möglichkeiten noch vor Ort das eBook zum Kurs besorgen und bei verfügbarem freiem WLAN kostenlos und komfortabel die alten zugreifbaren Videos ansehen. Auf dieser Ebene der Möglichkeiten ließe sich die Diskussion fortsetzen. Z.B. werden in manchen Kursen Fotos erbeten, die dann für alle Kursteilnehmer sichtbar sind. Manchmal sollen die Einreichungen auch auf allen frei zugänglichen Plattformen erfolgen. Egal wie man das für MOOCs oder für andere Anwendungsbereiche variiert - man stelle dem mal den noch klassisch fabrizierten Ausstellungskatalog oder eine möglichst Link-freie gedruckte „Publikation“ entgegen. Es wäre halt wünschenswert, wenn Kompetenz auf höherem Niveau vorhanden wäre und auf dieser Basis eine niveauvolle Diskussion stattfinden würde. Kurs und eBook von „Roman Architecture“ haben etwa die Schwäche, daß ein paar Kilometer neben der „Roman Architecture“ noch tolle griechische Tempel stehen könnten, die man nur mit dem Kursmaterial verpassen würde. Man bräuchte für den Online-Gesamtüberblick ergänzend etwas in eine Art „Bayerischer Denkmal-Atlas“. Der dümpelt aber nach letztem Reinsehen weiter nur vor sich hin und ich wüßte jetzt nicht, ob dieses zu seiner Entstehungszeit (unter dem Namen Bayern-Viewer Denkmal) eigentlich tolle Angebot irgendwo in Bayern mit touristischen Angeboten verschaltet wurde. Beispiel Archäologiepark Altmühltal. Die vorhandenen Fotobestände von den Ausgrabungen sind super, wie man am Beispiel des im Eintrag erwähnten Buches sieht. Wieso verknüpft man diese Bestände und Informationen über den Verbleib der Funde nicht mit den Geo-Daten des Bayerischen Denkmal-Atlas?
Bei früheren MOOC-Einträgen bin ich bei Details wie der Finanzierung via Zertifikaten und deren Verifezierung oder bei den ehrenamtlichen Moderatoren hängen geblieben. Ich will versuchen nicht mehr so in Verästelungen hineinzugeraten. Allgemein auf einer konzeptuellen Ebene könnte man aber zu den Zertifikaten mal die Behauptung wagen: möglichweise ist da schon ein System entstanden, bei dem bestimmte große IT-Arbeitgeber bestimmte eingeschränkte Verifezierungen akzeptieren. Die Zusammenarbeit der Kursplattformen mit diesen Firmen wäre ein Hinweis darauf. Die Akzeptanz der Zertifikatsprogramme durch die Firmen wäre dann auch ein Argument dafür, daß eine Finanzierung der Kursangebote dauerhaft via bezahlten Zertifizierungen funktionieren könnte. Ich will dabei jetzt weniger auf diesen Sachverhalt raus, als vielmehr darauf, daß man zu manchen Aspekten Respekt vor und Kenntnis von den Systemen haben sollte, in die etwas eingebunden ist. Mir kam z.B. aktuell die Aussage „Autohersteller kaufen Kartenanbieter“ in den Nachrichten sehr dünn und statisch vor. Wer es nicht kennt, kann mal nach „google traffic“ googeln und danach, wie das gemacht wird. Wenn solche Komponenten entscheidend sein können (ich könnt's mir vorstellen), dann müßte man notwendig auf die Rückkanäle achten und das müßte heute schon stärker thematisiert werden. Zu solchen größeren Systemen noch ein Gedanke zu den früher erwähnten ehrenamtlichen Moderatoren, die aktuell in den Kursen in die ich reingesehen habe keine Rolle spielen: vielleicht ist man dennoch mit irgendwelchen Communitys vernetzt und denen substanzieller verpflichtet. Ich bin ja mal auf Ehrenamtliche gestoßen, die Übersetzungen gemacht haben. Die Zusammenarbeit mit Firmen habe ich genannt, die mit Universitäten ist klar, und manche Spenden werden auch mit bestimmten Vorstellungen geflossen sein.
Nun noch zu Konkreterem im Zusammenhang mit den MOOCs: es gibt vielfach noch die kostenlosen Anmeldungsmöglichkeiten, so daß man sich zu den oben genannten Kursen ohne finanzielles Verlustrisiko spät oder verspätet anmelden und nachsehen kann, wie weit das Kursmaterial noch zugreifbar ist. Als Beispiele habe ich Kurse erwähnt, die zu einem bestimmten Zeitpunkt begannen. Es gibt auch Kurse, bei denen man zu einem beliebig gewählten Zeitpunkt starten kann. Der gemeinsame Start von vielen hat aber den Vorteil, daß auch viele auf dieselben Probleme stoßen und sich das im Forum niederschlägt. Und daß es es genügend andere Kursteilnehmer für das Peer Review gibt und man deren Aufgabenlösungen studieren kann, die bisweilen besser und eleganter sind als die eigenen.
Nachteil eines fest terminierten Kursrhythmus ist natürlich, daß man ihn manchmal nicht einhalten kann. Hier bringt in vielen Fällen eine Neuerung bei Coursera eine deutliche Verbesserung: bei mehreren „Specializations“ (das sind thematisch zusammengefasste Kurse) starten die einzelnen Kurse zwar zu einem festen Zeitpunkt, werden dann aber sehr schnell wiederholt. Also der gleiche Kurs startet etwa im Zwei-Wochen-Abstand wieder. Dabei nützt man das hohe Interesse an bestimmten Themen aus, so daß immer genügend Leute anfangen, um für Leben in den Foren und für die Peer Reviews zu sorgen. Kann man im Kurs die wöchentlichen Aufgaben nicht bewältigen, kann man in einen der später startenden Kurse unter Mitnahme der Ergebnisse aus den erfolgreich bewältigten Wochen des bisherigen Kurses umschalten. Wählt man eine zwei Wochen später startenden Kurs-Wiederholung, hat man diese zwei Wochen zusätzlich Zeit.
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