Über den bei Freiolsheim und Moosbronn gelegenen Mahlberg (Wikipedia-Koordinaten: 48° 50' 10″ N, 8° 22' 37″ O) hatte ich schon in den „Gemischten Links mit Mahlberg“ geschrieben. Den Mahlberg in den „gemischten Links“ zu anderen Themen untergehen zu lassen, war nicht so begnadet. Aber ich fand damals ein paar Aspekte interessant, zu denen ich noch keine passenden Fotos hatte. Und daß ich nun noch einmal nachgesucht und nachgefragt habe, hat sicher nicht geschadet.
Wie ich seinerzeit geschrieben habe, hatte ich zum Namen „Mahlberg“ im Internet die Verbindung zum germanischen „Mahal“ für Gericht, Gerichtsstätte, Gerichtsversammlung gefunden. Es gibt zu dieser Verbindung mehrere Stellen im Internet - vielleicht mit einer Quelle? - und es einige Orte und Berge mit der Vorsilbe „Mal“ oder „Mahl“. Jochen Hoog hat so eine Mahlberg-Gerichtsstätten-Verbindung für den Michaelsberg südöstlich von Münstereifel wie folgt beschrieben: „Vorher hieß er, wie heute noch das benachbarte Dorf 'Mahal' oder 'Mahlberg', d. h. aus dem Altdeutschen übertragen: 'Berg des Gerichtes' (oder der Opferstätte)“.
Nach dem Experten Dr. Peter Löffelad müssen neben der realen Situation auch die historischen Belege und die mundartliche Überlieferung passen. Historische Belege kenne ich nicht, mundartliche Überlieferung wüßte ich auch nichts, was so weit zurückreicht. Die auf der Website des Heimatvereins Völkersbach wiedergegebene Rede ihres Vorsitzenden Günter Daum gibt zu weiteren Rätseln Anlass: nach Günter Daum wurde der Mahlberg in einer Grenzbeschreibung aus dem Jahre 1425 noch als „Ahlberg“ bezeichnet. Das könnte nach Peter Löffelad auf ein häufiges Problem durch falsche Lautabtrennung bei einem anlautendem M zurückzuführen sein: aus „auf'm Ahlberg“ wird „Mahlberg“.
„Ahlberg“ gibt es im Internet als Bergnamen und vor allem als Personennamen wesentlich häufiger als Mahlberg. Unter den so bezeichneten Bergen habe ich jetzt sogar einen mit eisenzeitlichem Ringwall gefunden. Wenn ich nach „Ahl germanisch“ bei Google suche, bekomme ich das Ergebnis: „Ahl“ ist germanisch und bedeutet so viel wie „Schutz, Bau oder Haus“. Peter Löffelad bringt „das Al = heilige Stätte!“ ins Spiel, twittert aber schon wieder das Wort „Vorsicht“: „Aber wie gesagt: Vorsicht vor vorschnellen Deutungen!!!“. Ich finde noch etwas über die vielen Ahlbergs: „From Swedish al "alder" and berg "mountain".“ und vermute die Erlen eher im Moosalbtal als auf dem Mahlberg.
Nach soviel Germanisch aus verschiedensten Ecken der Hinweis, daß nach der Wikipedia in Mahlberg-Nähe die Sprachgrenze zwischen Südfränkischen und Oberrheinalemannischen Dialekten verläuft. Vielleicht macht das alles noch etwas komplizierter. Ich will nun das Stochern im Nebel auf dünnem Eis sein lassen und mich den Fotos zuwenden.
Der Mahlberg ist zumindest aus dem Norden recht markant und aus der Ferne gut zu erkennen, siehe hier das erste Bild, das oberhalb von Rimmelsbacher Hof in Richtung Mahlberg aufgenommen wurde. Der Mahlberg ist rechts von der Bildmitte zwischen den beiden Bäumen zu sehen. Bild 11 ist eine Fotografie in Gegenrichtung vom Mahlbergturm aus. Zählt man die in Bild 11 sichtbaren Rodungsinseln von vorne nach hinten durch, dann sieht man Freiolsheim in der ersten und Völkersbach in der zweiten Rodungsinsel. Der Aufnahmepunkt von Bild 1 befand sich in der hintersten Ecke der zweiten Rodungsinsel. Die ersten beiden Bilder in den „Gemischten Links mit Mahlberg“ sind von der auf Bild 11 nur schwach sichtbaren dritten Rodungsinsel aus fotografiert. Die Rodungsinseln gehören noch zum Nordschwarzwald, im Hintergrund ist das Rheintal mit Karlsruhe zu erkennen. Rechts geht es auf dem Bild 11 hinunter in das Moosalbtal.
Bild 1 zeigt, daß man bei guter Sicht aus der Ferne sogar größere Einzelheiten auf dem Gipfel unterscheiden kann. Im Falle eines gerodeten Gipfels hätte man vielleicht Bewegungen großer Menschengruppen, Feuerzeichen oder ähnliches aus der Ferne verfolgen können. Bild 4 ist von der Bergflanke in der Nähe des 400 Wandermeter vom Gipfel entfernten Hildebrand-Brunnens (Bild 5) in Richtung auf die Mündung des Murgtals in das Rheintal aufgenommen. Also der Berg ist auch von da zu sehen, allerdings ist der Berg vom Geschehen im Tal weit entfernt. Das wird durch die Bilder 9 und 10 vom Mahlbergturm deutlicher. Die Murg und die Verbindung durch das Murgtal verläuft da, wo die Häuserlinie ist.
Der Mahlberg ist verglichen mit den unmittelbar folgenden Höhen entlang der nördlichen Seite des Murgtals nicht hoch. Schon zum nebenan liegenden Mauzenberg mit dem Mauzenstein steigt das Gelände an. Und bis zur Hochfläche mit dem Hohlohsee geht es noch ein Stockwerk hinauf. Ich habe jetzt im Stadtwiki Karlsruhe gesehen, daß der Mahlberg trotzdem sogar die höchste Erhebung im Landkreis Karlsruhe ist. Aber die meisten Einwohner des Landkreises dürften das nicht wissen.
Das Gebiet ist zum Wandern bestens erschlossen. Bild 2 zeigt den Parkplatz beim links vom Parkplatz liegenden Moosbronner Friedhof. Von dem Parkplatz aus ist man schnell oben auf dem Gipfel. Ich hatte bei der Aufnahme den Ortsausgang von Freiolsheim im Rücken, links kommt die Straße von Moosbronn hoch, rechts vom Aufnahmestandort befindet sich im Wald ein noch größerer Parkplatz, auf den sich die Bushaltestelle „Waldparkplatz“ bezieht. Bild 3 ist beim Moosbronner Friedhof aufgenommen, also vorne links in Bild 2, und zeigt ein Blick hinunter nach Moosbronn.
Ich habe im damaligen Blog-Eintrag zu Moosbronn erwähnt, daß Moosbronn ein Marien-Wallfahrtsort ist und das Wasser der dortigen Quelle - der Lindenbrunnen - als heilkräftig galt. Die Aufnahme vom Hildebrand-Brunnen nahe des Gipfels an der südwestlichen Flanke des Mahlbergs soll zeigen, daß es hier mehrere Quellen gibt. Und die von Moosbronn vielleicht nur durch ihre Muldenlage und vielleicht noch durch eine hohe Schüttung für besonders gehalten wurde?
Schlußendlich wollte ich bei dieser Mulden-Abschweifung vom Mahlberg auf die Frage raus, ob es Datensammlungen zu heilkräftigen Quellen und deren Besonderheiten gibt, aus denen sich dann häufige Zusammenhänge ableiten lassen? So in der Art der Warenkorbanalyse - „wenn heilige Quelle, dann oft im Zusammenhang mit Muldenlage“ oder so ähnlich. Aber wenn jetzt der Mahlberg sogar Kultort gewesen sein kann, dann ist der Verweis auf Moosbronn vielleicht sogar hinsichtlich des Mahlbergs und einer möglicher Kultort-Verschiebungen interessant?! Den sehr nahen Mauzenstein als möglichen Kultort gibt's hier übrigens auch noch, während mir von dem ganzen Gebiet der ehemaligen Dörfer nördlich davon nichts dergleichen bekannt ist.
Nach diesem sicher viel zu wagemutigen Schlenker zurück auf den Mahlberg. Der ist oben ziemlich flächig, wie in Bild 6 und 8 zu sehen ist. Also eine große Menschenmenge hätte da gut irgendwelchen Verhandlungen oder Zeremonien beiwohnen können. In Bild 7 sind die Gräber zweier Soldaten auf dem Mahlberggipfel zu sehen, die beim Beschuss des Mahlbergturms gefallen sind. In dem Gebiet wurde bei Kriegsende umfangreicher gekämpft. Im Gebiet von Freiolsheim sollen nach dem Krieg noch ausgebrannte Panzerfahrzeuge gestanden sein. Sondengänger finden in diesem Gebiet nördlich des Mahlbergs demnach vielleicht eher irgendwelche Weltkrieg-II-Splitter als germanisches oder keltisches Eisen.