Samstag, 31. Dezember 2016

Winter-MOOCs

In diesen Wochen starten wieder einige MOOCs (Massive Open Online Courses). Ein paar Coursera-Beispiele: „Roman Art and Archaeology“ und „Introduction to Ancient Egypt and Its Civilization“ haben am letzten Montag begonnen. „Osteoarchaeology: The Truth in Our Bones“ beginnt am 13. Januar und „Magic in the Middle Ages“ am 16. Januar. Diese MOOC-Titel kennen manche vielleicht schon aus meinem Hinweis auf die Herbst-MOOCs.

Es gilt wieder die Aussage: Ein paar MOOCs sind neu, aber in der Mehrzahl werden alte Kurse wiederholt. Neu und ganz interessant sehen für mich etwa „Archaeoastronomy“ bei Coursera (ab 16. Januar) und „Health and Wellbeing in the Ancient World. Discover what healthcare was like in ancient Greece and the Roman world with this free online course.“ bei Futurelearn aus (ab 6. Februar).

Mal noch einen Blick hinüber zu Vici.org und Co. und ToposText. So ein Geo-Informationssystem kann man natürlich auch mit MOOC-Inhalten verbandeln. Ich hatte das bei dem von mir mehrfach erwähnten MOOC „Roman Architecture“ angekratzt, damals am Beispiel der manuellen Verbandelung des eBooks zum MOOC mit den MOOC-Videos. So eine Verbandelung kann man aber auch technisch unterstützen. Mit den in „Vici.org und Co.“ erwähnten Semantic-Web-Technologien kann man etwa auch allgemein lesbare Annotationen zu Multimedia-Daten wie etwa den MOOC-Videos hinterlegen und damit zu dem im eBook-Beispiel erwähnten Tempel mit sichtbaren Römer-Beton notieren, wann er im Video behandelt wird.

Ich sehe jetzt, daß das eBook noch mit illustrated in over 250 photographs and site plans beworben wird, also die Videos stehen wohl unverlinkt neben dem eBook, da bleibt man technisch unterhalb der Möglichkeiten. In manchen MOOCs uploadbare Fotos hatte ich damals erwähnt. Man könnte die umfangreiche Zahl von Teilnehmern und Teilnehmerinnen dazu nutzen, um hinsichtlich Fotos und weiteren Daten umfangreiche Aktualisierungen zu erhalten. Etwa bestimmten Objekten wie dem Tempel zuordenbare Foreneinträge in der Art „bis .. nicht zugänglich“ oder „es gibt eine Ausstellung in .. zu dem Thema“. Das ist aber teilweise problematisch (Verwendung der Fotos) und die Aufnahme in einen gemeinsamen Wissenspool und dessen Bereitstellung kostet auf jeden Fall einigen Aufwand. Da muß man sich nicht dafür entscheiden. Anderseits, wenn man große Summen für touristische Projekte raushaut, dann sollte idealerweise ein Hintergrund erkennbar sein. Bei so einem Kurs wie „Roman Architecture“ hätte man den Hintergrund - man verfolge mal obigen Link allein zu den Downloadzahlen bei Youtube. Neben den hohen erreichten Nutzerzahlen haben die Leute, die den MOOC realisiert haben - also etwas Erfolgreiches gemacht haben - darin auch Erfahrungskompetenz gewonnen.

Ich wollte den Verbandelungsgedanken nur mal wieder ausdrücklich erwähnen, weil ich vermute, daß die wenigsten bayerischen Touristiker das Geo-Informationssystem Bayerischer Denkmal-Atlas überhaupt kennen bzw. dessen langjährigen Vorgänger BayernViewer-denkmal überhaupt gekannt haben.

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Erdställe und Schratzellöcher

Erdställe bzw. Schratzellöcher gelten als „eines der letzten großen Geheimnisse des Mittelalters“. Wobei ihre Entstehungszeit nicht wirklich gesichert ist. Man kennt auch nicht den Zweck der Erdställe und Schratzellöcher, aus dem man wieder Rückschlüsse auf ihr zeitliches Umfeld ziehen könnte. An eine Verwendung als Ställe glaubt offenbar niemand mehr. Manch steile Thesen stehen stattdessen im Raum. Bis zur Klärung favorisiere ich die Schratzeln. Die Schratzellöcher wurden, wie der Name schon sagt, von den Schratzeln gebaut. Irgendwann wurden die Schratzeln der Menschen überdrüssig und sind verschwunden. Vielleicht in den Untersberg.

Durch einen Hinweis von Hiltibold aus Graz und folgendem Nachsuchen bin ich darauf gekommen, daß in letzter Zeit ziemlich viel über die Schratzellöcher erschienen ist. Hiltibold verweist auf einen längeren, mit 16.12.2016 datierten BR-Radiobeitrag in der ARD-Mediathek unter dem Titel „Birgit Symander und Dr. Jochen Haberstroh über Erdställe“. Empfehlenswerte 63 Minuten für alle, die sich für Schratzellöcher interessieren. Leider nichts zum Ansehen. Das bietet ein kurzes Video in der 3sat Mediathek, das anläßlich der Entdeckung des Ayinger Schratzellochs im Oktober 2016 gesendet wurde.

In dem 3sat-Video ist Dieter Ahlborn im Ayinger Schratzelloch zu sehen. Dieter Ahlborn betreibt die Website Erdstallforschung.de und hat in seiner Aktuelles-Rubrik Links auf weitere aktuelle Medienbeiträge gesammelt. In dieser Aktuelles-Rubrik setzt sich Dieter Ahlborn unter dem Titel „Stammen die Erdställe aus prähistorischer Zeit ?“ sehr kritisch mit einem Bericht von Dr. Heinrich Kusch mit dem Titel „Zur archäologischen Untersuchung des Kandelhofer – /Kandlhofer Erdstalles bei Puchegg, Steiermark, Österreich“ auseinander. Heinrich Kusch wiederum wurde von Hiltibold interviewt. Hiltibold hat seinem Hinweis auf den BR-Radiobeitrag auch einen Link auf dieses Interview hinzugefügt.

Im BR-Radiobeitrag wird etwa ab Minute 18 ein interessantes Projekt in Neukirchen-Balbini (Erdstall-Forschungszentrum, Archäologisches Museum zum Thema „Erdstall“) und ganz am Schluss die Website des Arbeitskreises für Erdstallforschung e.V. erwähnt. Auf dieser Website findet man Näheres zu dem Projekt in Neukirchen-Balbini. Das im BR-Radiobeitrag genannte Haus in Neukirchen-Balbini mit Schratzelloch kann man auf der Website von Franz Lindenmayr besichtigen.

Freitag, 16. Dezember 2016

ToposText

ToposText habe ich gestern durch einen Tweet von Dr. Kalliopi Nikita kennen gelernt. Das Projekt ToposText passt zu den im letzten Eintrag erwähnten Geo-Informationssystemen. Also der Einstieg ist über eine Karte möglich, um Informationen über Interessantes in einer räumlichen Umgebung zu bekommen. Bei ToposText geht es um Erwähnungen von antiken griechischen Orten in antiken Texten.

Auf der Website von ToposText wird man gleich auf die zur Verfügung stehenden Apps für iOS- und Android-Smartphones und -Tablets hingewiesen. Aber darunter befindet sich eine Karte, mit der man sich das Angebot von ToposText schon mal ohne Download ansehen kann. Ausführliche Informationen über das Projekt gibt auf der Website auch.

ToposText geht auf Brady Kiesling zurück, früherer US-Diplomat und nun „independent scholar at the American School of Classical Studies at Athens“. Der von Dr. Kalliopi Nikita verlinkte Text auf der Website der American School of Classical Studies at Athens beschreibt seine früheren Probleme, Texte Orten zuzuordnen: „I’ve stood on too many hilltops with my copy of Pausanias and you can’t find the right page, ...“. Die Probleme setzten sich mit Texten auf dem eBook-Reader fort, bis es dann zum „aha moment“ kam, als Brady Kiesling über das Pleiades-Projekt gestolpert ist.

Sonntag, 11. Dezember 2016

Villa rustica Denning und Villa rustica Aschheim

Beim abendlichen Surfen bin ich vor ein paar Tagen bei Vici.org auf der Seite für die Grünwalder Römerschanze gelandet und von dort weiter auf die Seiten für die Villa rustica Denning und die Villa rustica Aschheim geraten.

Vici.org kannte ich schon. Via weiterem Nachsuchen habe ich gesehen, daß man beim „Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten“ ausführlichere Informationen zu den beiden Villae rusticae Denning und Aschheim finden kann. Abgerundet werden diese Informationen mit einem Text vom Mainzer Römisch-Germanischen Zentralmuseum, mit dem man die beiden rätischen Villa rusticae im großen Rahmen sehen kann: „Villa rusticae in der Provinz Raetien“. Für die in der Nähe Wohnenden sollte das alles doch genügend Hintergrund für einen kleinen Ausflug liefern, um sich die Lage mal vor Ort anzusehen.

Ich will jetzt noch etwas auf Vici.org und vergleichbare andere Websites eingehen. Man wird auf den Seiten für die einzelnen Orte bei Vici.org Verweise auf andere Websites finden und kann den Verweisen folgend dort ähnliche, überdeckende, auf andere Weise dargestellte Informationen finden. Vici.org und die anderen Websites führen jeweils selbständig ihre Daten und nummerieren ihre dargestellten Objekte selbst durch. Ein Beispiel: die Villa rustica Denning hat bei Vici.org die Nummer 8392 ( die „vici:id=8392“ ). Vici.org gibt auf dieser Webseite die Denkmalnummer im Bayerische Denkmal-Atlas „D-1-7835-0052“ an, weiter eine „wikidata:entity=Q1724488“ (die „Villa rustica of Denning“ wird bei Wikidata mit „Q1724488“ identifiziert) sowie einen Pelagios-Link, dessen automatische Auflösung bei mir nicht funktioniert. Sucht man dort bei Pelagios manuell nach Denning, kann man via dem Suchergebnis zu Denning beim „Digital Atlas of the Roman Empire“ und bei Pleiades gelangen.

Ein Einschub mit ein paar Sortierüberlegungen: Wie fasse ich meine 10 Fotos von einem Objekt zusammen, für das es nirgends einen Namen oder eine Nummer gibt? Ein Beispiel wäre ein Grabhügel aus einer Denkmal-Atlas-Grabhügelgruppe, und nur die weiträumig verteilte Grabhügelgruppe hat im Denkmal-Atlas eine Denkmalnummer. Wo notiere ich mir meine eventuell vorhandenen Geo-Koordinaten zum Grabhügel? Und mal angenommen, ich will Objekte immer von einer bestimmten Position und zu einer bestimmten Zeit aus fotografieren, wo notiere ich mir Zeit und Ort zum Objekt?

Also es ist in dem Fall naheliegend, seine Objekte selbst zu benennen und an diese Identifikatoren dann alle zusätzlichen Informationen zu hängen. Im privaten Bereich ist das normal. Aber wir sind ja viel Zeit mit dem Internet verbandelt, und da draußen kann es weitere Informationen zu meinen Objekten geben. Vici.org hat da was zur Römerschanze oder zu einer Villa rustica, die ich besucht habe. Der Bayerische Denkmal-Atlas hat etwas zur Grabhügelgruppe, zu der mein fotografierter Grabhügel gehört. Es ist also sinnvoll, analog Vici.org solche „entspricht“-Beziehungen festzuhalten. Der nächste Gedanke liegt den meisten ferner: ich kann meine Objektwelt ebenfalls in das Netz stellen. Vielleicht sind andere brennend an den besten Fotopositionen zu meinen Objekten interessiert. In dem Fall kann es durchaus eine Bereicherung für die Welt sein, wenn man als zusätzlicher Anbieter neben Vici.org und Co. auftritt.

Jedenfalls will ich nun meine Objektwelt mit eigenen Bezeichnern / Nummern und einfachen Beziehungen organisieren. Neben der „entspricht“-Beziehung bräuchte ich etwa eine „ist-Teil-von“-Beziehung, um meinen Grabhügel einer Grabhügelgruppe zuzuordnen und die Grabhügelgruppe dann wieder über eine „entspricht“-Beziehung auf die Denkmal-Atlas-Nummer verweisen zu lassen. Wie ich mir die Geo-Koordinaten und ähnliche weitere Informationen zum Objekt notiere, muss ich mir auch überlegen („hat-Geokoordinate“-Beziehung usf.). Es entstünde also eine richtige kleine Sprache für meine kleine Objektwelt, in der ich dann hoffentlich die mir wichtigen Sachverhalte alle ausdrücken kann.

Wenn die Sache mit meiner eigenen kleinen Objektwelt ausufert, gibt es dann Vorlagen im Hinblick auf die Sprache und auf den Umgang mit den Objektwelten? Ja, gibt es. Wenn man sich beispielsweise unten auf der Seite des „Digital Atlas of the Roman Empire“ die Daten zu Denning in den „serialization formats“ ansieht, dann gibt der Vorspann in den Dateien Objektwelten an, in denen dann die spezifischen Daten zu Denning eingehängt sind. Die Sprache ist RDF bzw. das einfacher lesbare Turtle. Mit dem vor dreieinhalb Jahren beschriebenen Semantic-Web-Kurs von OpenHPI sollte man mit den Dateiinhalten klar kommen. Der Kurs hat sich über die Jahre etwas verändert und wird im November 2017 unter dem Titel „Semantic Web Technologies 2017“ angeboten. Aktuell schon beendete Versionen des Kurses sollten noch zugreifbar sein.

Vici.org ist als Einmannprojekt von René Voorburg entstanden. Wie ich ihn in dem unter „Über Vici.org“ verlinkten Vortragsvideo verstanden habe, hatte er für das Projekt durch seine berufliche Tätigkeit schon bestimmte Kenntnisse, andere hat er sich im Laufe des Projekts angeeignet. Das wird von ihm kurz angerissen. Größeren Raum nimmt ein, wie er sich seine Daten beschafft hat. Das sehr informative Vortragsvideo entstand im Rahmen der Veranstaltung „Wikidata trifft Archäologie“. Ich hatte im April 2013 darüber geschrieben. Die über das damals von mir erwähnte eine Video hinausgehenden weiteren Videos von den Vorträgen wurden wenige Monate später online gestellt.