Dienstag, 20. September 2011

Eining - Abusina

Nach dem Besuch von Oberstimm, dem ehemaligen Osttor und der „Kulisse des Osttores“ des Oppidums Manchings und des Kelten- und Römermuseums Manching sind wir weiter nach Eining.

Bild 1: Römerkastell Abusina-Eining

Im Münchner Gebiet ist ja nicht gerade viel an steinernen römischen Hinterlassenschaften gefunden worden. Deshalb wäre das weniger als eineinhalb Autostunden entfernte Eining schon deshalb für einen Ausflug sehr zu empfehlen, wenn man dort „nur“ die Reste eines Limeskastells besichtigen könnte. Darüber bietet Eining aber einige Besonderheiten gegenüber „normalen“ Kastellen, die das Kastell Abusina/Eining auch überregional sehr interessant machen sollten.

Bild 2: Panoramabild vom Weinberg bei Eining

Das Panoramabild 2 ist vom nahe bei Eining liegenden Weinberg aufgenommen. Man kann sich damit etwas ein Bild von der Lage des Kastelles und der wohl wesentlichsten Besonderheit des Kastells machen. Links im Bild sind schwach die Häuser von Eining zu erkennen, hinter Eining befinden sich an der Straße nach Bad Gögging die Kastellreste. Das glänzende Flächenstück nahe der Bildmitte ist die Donau. Und rechts, wo sich in der Entfernung das Gelände wieder anhebt, müßte nach dem BayernViewer-denkmal die Waldlinie in etwa den Limesverlauf bis zur Donau markieren. Auf dem Weinberg sollen nach „Der römische Limes in Bayern“ drei Steinfundamente gefunden worden sein, die zu einem Wachturm, einer Manschaftsunterkunft und einem kleinen Mars- und Victoria-Tempel gehörten (im BayernViewer-denkmal Denkmalnummer D-2-7136-0114). Mit dem Turm konnte die Sichtverbindung zwischen dem Kastell Eining und den Türmen am Limesende hergestellt werden.

Bild 3: Panoramabild von der Aussichtsplattform Römerkastell Abusina-Eining

Das Kastell lag somit zwar im Rückraum des Limes, aber auf der anderen Seite der Donau, verblieb also im römischen Gebiet. Deshalb kann man in Eining sehr gut die Wandlung nach dem Fall des Limes nachvollziehen. Das seinerzeitige Abusina bleibt weiterhin ein römischer Militärstandort und ist mit Grenzsicherungsaufgaben betraut, aber in einer rück- und umgebauten Form: im Kastell entsteht ein besser auf die Verteidigung ausgelegtes Binnenkastell, eine kleine Festung. Die Sicherheit der Festung und die Anbindung von Kastell und Festung an die Donau werden durch das zur Westseite steil abfallende Gelände zum Flüßchen Abens begünstigt. Der umgebende Ort verlagert sich in das Kastell, was man in Eining sehr schön an den Grundmauern des Rasthauses im und vor dem Kastell sehen kann. Nach Begräbnisfunden im ehemaligen Rasthaus außerhalb des Kastells folgte offenbar sogar der nördlich angrenzende Friedhof dieser Bewegung.

Bild 4: Rasthausreste vor dem Kastell aus der Zeit vor dem Limesfall

Diese Kastelle waren, wie Bernd Steidl unter der Überschrift „Kastelle - Städte im Kleinen“ in „Welterbe Limes. Roms Grenze am Main.“ geschrieben hat, „trotz vorgelagerter Gräben und hochragender Wehrmauern keine auf Verteidigung ausgerichteten Befestigungswerke, sondern umwehrte Kasernen von stark urbanem Charakter“. Das in Kombination mit einer umgebenden Zivilsiedlung, die überhaupt nicht gegen Angriffe gesichert war.

Bild 5: Reste der Ostmauer und der Nordostecke des Kastells Abusina-Eining

Verschiedentlich habe ich gehört, daß die Römer nicht erwarteten, daß die Kasernen/Kastelle angegriffen würden. Zum ersten Mal war das bei einem Dia-Vortrag mit Bildern einer Mauerrekonstruktion ohne vorragende Türme. In Eining kann man das auch beobachten, Bild 5 zeigt eine Kastellecke ohne vorragenden Eckturm, während die neuen Türme der Binnenfestung dann vorragten, um zur Seite hin auch eine Schutzfunktion zu bieten.

Bild 6: Aufgemauertes Mauerstück an der Südwestecke des Kastells Abusina-Eining

In Eining kann man diese Entwicklung durch die konservierten Grundmauern von Kastell, Binnenkastell und ausgegrabenen Gebäuden nachvollziehen. Statt „konserviert“ habe ich bei den Limes-Cicerones öfters das Wort „aufgemauert“ gehört, siehe dazu Bild 6.

Bild 7: Aussichtsplattform Römerkastell Abusina-Eining

Es gibt aus jüngerer Zeit die in Bild 7 zu sehende Aussichtsplattform, von der ich die Fotos für das Panoramabild 3 aufgenommen habe. Das Panorama gibt die Situation etwas stärker verzerrt als üblich wieder, weil die Badeanlage im Gelände bis links vom Aufnahmeort auf der Aussichtsplattform vorragt. Rechts im Bild ist das außerhalb des Kastells liegende Rasthaus aus der Zeit vor dem Limesfall zu sehen. Im Hintergrund dann die Mauern des Kastells, ganz hinten rechts etwas erhöht die Reste der Festung.

Bild 8: Modell zur Veranschaulichung von Kastell und Binnenfestung in der Spätantike

Es gibt überall Infotafeln, teilweise reagieren die Infotore auf Annäherung mit illustrierenden Hörstücken. Außerdem wie in Bild 8 Modelle verschiedener Ausbaustufen. Aussichtsplattform und Gelände waren bei unserem Besuch frei zugänglich, außerdem gibt es einen großen kostenlosen Parkplatz nördlich der Aussichtsplattform. Zu Eining gibt es noch allerlei in das man sich weiter vertiefen kann. Bau des Kastells in Holz-Erde-Bauweise im Jahr 80, um 120 eine Anlage aus Stein. Zerstörungen sowohl bei den Markomannenkriegen als auch bei den Alamannenstürmen. Ein zeitweiliges Truppenlager in der Nähe in Eining-Unterfeld (Denkmalnummer D-2-7136-0112 im Bayernviewer-denkmal), das während den Markomannenkriegen genutzt wurde. Gedrehte Ausrichtung des Kastellausbaus wegen dem Flüßchen im Westen. Umbauten der Binnenfestung. Funde aus Eining sollen nach „Der römische Limes in Bayern“ in der Archäologischen Staatssammlung München (ein Verwahrfund mit einer oft abgebildeten Gesichtsmaske eines Paradehelms) und im Museum Kehlheim zu sehen sein, der große Bestand im Museum Landshut sei derzeit (also 2008) leider nicht ausgestellt.

Bild 9: Konservierte Mauerreste mit Infotafel über römische Heizungsanlagen

Eining ist außer in dem von mir vorgestellten Buch von Erika Riedmeier-Fischer und Thomas Fischer auch in „Archäologie erleben. 50 Ausflüge in die Vergangenheit.“ als Ausflugsempfehlung zusammen mit dem Kelten- und Römermuseum Manching vertreten.

Bild 10: Blick von Südwesten über das Kastellgelände Abusina-Eining

Im Web würde ich als Einstieg vor weiteren Texten zu Eining den Antikefan wegen seiner Karten und Rekonstruktionszeichnungen empfehlen. Bei ihm gibt es auch ein Bild vom Paradehelm. Rolf Bierwirth berichtet von seinen letzten Metern hin zur Donau im Blog-Eintrag über die 57. Limes - Etappe, von Sandersdorf an die Donau. Und einen Überblick über die Medienberichte von den ersten Römertagen „Salve Abusina“, die am Wochenende nach unserem Eining-Besuch stattgefunden haben, gibt es hier.

2 Kommentare:

Rolf Bierwirth hat gesagt…

Es hat sich ja einiges getan in dem Kastell Abusina seit meinem Besuch.
Gruß Rolf Bierwirth

Jürgen Kunz hat gesagt…

@ Rolf Bierwirth

War auch ganz überrascht. Hatte Bilder von 2007 und bin durch die diesjährige Tour gerade noch daran vorbeigeschrammt, einen Hinweis auf die Römertage in Eining mit den alten Bildern zu machen.

Viele Grüße
Jürgen