Ein paar Bilder vom Michaelsberg bei Bruchsal-Untergrombach. Er wurde in seiner umgangssprachlichen Form „Michelsberg“ namensgebend für die Michelsberger Kultur, die im Zentrum der Mitte Mai zu Ende gegangenen Jungsteinzeitausstellung in Karlsruhe gestanden hat.
Die Karlsruher Ausstellung wurde stark mit Funden aus jungsteinzeitlichen Feuchtboden- bzw. Pfahlbausiedlungen bestückt. Diese Siedlungen gehören zwar nicht zur Michelberger Kultur, die Erhaltungsbedingungen in den Feuchtböden ergeben aber ein wesentlich größeres Fundspektrum als auf normalen Böden. Und weil diese Siedlungen teilweise in Zeitgenossenschaft zu anderen jungsteinzeitlichen Kulturen entstanden sind, kann man aus den Funden auch auf das Leben in den anderen Kulturen rückschließen.
In dem Zusammenhang hatte ich in meinem Ausstellungs-Bericht auch auf meinen Blog-Eintrag zur Roseninsel im Starnberger See hingewiesen. Dort gab es wiederum den Hinweis auf die Bemühungen, die Pfahlbausiedlungen auf die Liste des Unesco-Weltkulturerbes zu bekommen. Diese Bemühungen waren erfolgreich, seit letztem Montag sind u.a. die Siedlungreste vor der Roseninsel auf der Welterbe-Liste. Merkur-Online berichtete darüber mit einem Luftbild, auf dem sogar Bodenunterschiede im Flachwasser vor der Insel zu erkennen sind. Nur sollen sich die Reste der Pfahlbauten östlich vor dem Lindenrondell in der nordöstlichen Ecke der Insel befinden, wenn wir das richtig mitbekommen haben, und dort ist das Bild abgeschnitten.
Zum Badischen Landesmuseum Karlsruhe, in dem die Jungsteinzeitausstellung stattgefunden hat, noch der Hinweis auf seinen Jugendclub. Man darf einem Restaurator über die Schulter schauen, hat freien Eintritt zu Ausstellungen und es gibt einmal im Jahr eine gemeinsame Exkursion. Ist doch ein gutes Angebot?
Nun zurück zum Michaelsberg. Vergleicht man das Gelände mit einer Kuppel, dann steigt es gegen die Spitze hin nur noch wenig, während das Gelände zum Rheintal und Untergrombach im Westen hin und in das Tal im Süden stärker abfällt. Nach der Infotafel müßte sich das Erdwerk an diesen Steigungsverhältnissen um die Geländekuppel orientiert und den schwach steigenden Bereich umfasst haben, der neben dem höher liegenden Gelände rechts vom ersten Bild auch ein Stück über die links zu sehende Straße hinaus gereicht hat.
Die Kapelle des Heiligen Michael, nach welcher der Michaelsberg benannt ist, steht nicht oben auf der Kuppe, sondern im ersten Bild ein Stück weiter vorne, wo das Gelände dann stärker nach Untergrombach und in das Rheintal abfällt und die Kapelle besser sichtbar und zu Fuß erreichbar ist. Per Auto kommt man zur Kapelle aus Untergrombach in einer großen Schleife hoch, die etwa im Bereich des Bildes ihren höchsten Punkt hat, die Kuppel und das Erdwerksgelände also nur schneidet, und zur Kapelle und Gastätte wieder ein kleines Stück abfällt. Links im ersten Bild bei den Bäumen ist schon ein Parkplatz, direkt daneben folgt dann noch ein weiterer, der für die Gäste des Lokals reserviert ist.
Im Gelände da oben ist teilweise kleinräumig unterschiedlich bepflanzt und unterschiedlich zugänglich. Ich konnte nicht lange oben bleiben und einen der angebotenen Rundwege ausprobieren - der „kleine Rundweg“, der um die Kuppe herumführt wäre sicher ganz interessant. Ich vermute aber, daß sich die Rundwege nicht mehr groß auf das Erdwerk beziehen, und daß sich da oben die Jungsteinzeit vor allem auf diesem Grundstück abspielt. Das besticht durch seine gute Erreichbarkeit. (Nachtrag am 16.11.2012: aktuellere Informationen zu diesem Grundstück gibt es in einem neueren Eintrag zum Untergrombacher Michaelsberg.)
Archäologisch gesehen hat sich der Michaelsberg zwar das Interesse erhalten, es gab und gibt wohl noch Ausgrabungen und auch in jüngerer Vergangenheit die erwähnten geomagnetische Messungen, aber der Berg soll keine besondere Rolle in der Jungsteinzeit gespielt haben. Er war weder Zentrum noch Ausgangspunkt der Michelsberger Kultur, der Platz ist nach dem Begleitband zur Jungsteinzeitausstellung auch nicht besonders früh anzusetzen, sondern wurde erst in der entwickelten bis späten Michelsberger Kultur besiedelt.
Ausschlaggebend für die Benennung der Michelsberger Kultur soll letztlich die frühe Ausgrabung gewesen sein. 1884 von Karl August von Cohausen bei einem „Spaziergang an der Michelskapelle bei Grombach“ gemachte Scherbenfunde, die er an Dr. Ernst Wagner schickte, seinerzeit „Großherzoglicher Conservator“ der „Alterthümer und der mit ihnen vereinigten Sammlungen in Baden“, dem heutigen Badischen Landesmuseum, führten schon 1888 zu Ausgrabungen durch den Karlsruher Altertumsverein auf dem Michaelsberg.
Neben dem Erdwerk auf dem Michaelsberg sind im Raum Bruchsal drei weitere Erdwerke bekannt. Ich entnehme wieder dem Begleitband zur Karlsruher Ausstellung: auf dem Lössrücken „Altenberg“ im Bruchsaler Ortsteil Heidelsheim ein Überbleibsel eines Michelsberger Erdwerks mit Funden vieler Menschenknochen, Tierknochen und Keramikscherben. Das Erdwerk „Scheelkopf“ am Bruchsaler „Auberg“ mit Keramikfunden aus der Spätphase der Michelsberger Kultur. 75% der Knochen sind von Wildtieren und 25% von Haustieren. Vielleicht ein Zeichen von Klimaverschlechterung, Missernten, Rückgang der Haustierhaltung. Das Erdwerk von Bruchsal „Aue“, wo man auf 640 m Länge jungsteinzeitlichen Graben ausgraben und eine ungeheure Menge an Funden gewinnen konnte.
Ob die vier Erdwerke im Raum Bruchsal abwechselnd nacheinander genutzt wurden oder ob verschiedene Gruppen nebeneinander Erdwerke bauten ist nach Stand des Begleitbuchs zur Ausstellung unklar, das versucht ein derzeit laufendes Projekt zu klären.
Donnerstag, 30. Juni 2011
Der Michaelsberg bei Bruchsal-Untergrombach
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