Letzten Freitag, als der Sensationsfund des Kriegers von Barbing durch die Medien ging - BR-Online berichtete vom ältesten Nachweis von Gold in Bayern und von bemalter Keramik weltweit - da waren wir auf der Roseninsel.
Die idyllische Roseninsel im Starnberger See ist an schönen Tagen ein ideales Ausflugsziel im Großraum München. Hin per S-Bahn oder Auto, vielleicht noch in Kombination mit dem Schiff, plus ein mehr oder weniger kurzer Fußweg zur Anlegestelle des Fährboots.
Auf der Insel ist alles ziemlich kleinräumig, man ist schneller auf dem Rundweg um die Insel herumgelaufen als vorher zum Fährboot hin. Für mich waren die Sitzbänkchen in den Rondellen die kritische Ressource. Im Schatten, mit Blick auf den See, wo immer irgend etwas passiert, und mit mitgebrachtem Proviant. Es gibt auf der Insel abgesehen von speziellen Arrangements bspw. für die dort möglichen Hochzeiten keine Bewirtung.
Bei vielen Mitbesuchern stelle ich mir das Sitzplatzproblem stressiger vor, die Rasenflächen am Ufer schienen mir wegen den vielen Gänsehinterlassenschaften keine gute Alternative. Zum Schutz der Wasservögel dürfen keine Hunde auf die Insel mitgenommen werden.
Im Zentrum der Insel das Casino, das Gärtnerhaus und der Rosengarten. Bei den Rosen waren am letzten Freitag noch nicht so viele offene Blüten zu sehen, für die kann man sich noch etwas Zeit lassen.
Es gibt zahlreiche archäologische Funde auf der Roseninsel. Etwa 6000 Jahre alte Keramikreste der Münchshöfener Kultur stellen die frühesten Besiedlungspuren im Gebiet des Starnberger Sees dar, das wären dann mehr als 1500 Jahre vor der im BR-Beitrag genannten Zeit des Kriegers von Barbing. In dem auf dem Bild rechts neben dem Casino zu sehenden Gärtnerhaus ist ein kleiner geschichtlicher Überblick untergebracht, wo in einer Vitrine Scherben der Münchshöfener Kultur, aus der Mittelbronzezeit, aus der Urnenfelderkultur und aus der La-Tène-Kultur zu sehen sind.
Die kleine Ausstellung kann kostenlos besichtigt werden, das Casino nur im Rahmen einer kostenpflichtigen Führung. Karten gibt es im Gärtnerhaus. Nachdem wir diese Führung ausgelassen haben, ist mir die Abgrenzung zu den beiden Führungen unklar, denen wir am Ufer begegnet sind. Vielleicht handelte es sich um gartenhistorische Führungen des Förderkreises Roseninsel Starnberger See e.V.
Von unserem Sitzbänkchen im Lindenrondell hörten wir bei einer Führung etwas mit: Die Pfahlbausiedlung habe sich vor dem Lindenrondell in östlicher Richtung vor der Insel befunden. Früher stand das Wasser niedriger, und noch heute seien bei Niedrigwasser Reste der Pfahlbausiedlung zu sehen.
Das Wasser scheint an der Stelle wirklich nicht zu tief zu sein, der im Bild befindliche Schwan hatte zuvor noch ein „Schwänzchen in die Höh'“ geboten, mit der Kamera habe ich ihn aber nur noch beim „Köpfchen in das Wasser“ erwischt. Im Hintergrund das Ostufer des Sees, nach Berg am Ostufer sind wir später zum Abendessen und zum Sonnenuntergang.
Den Führer verstand ich so, daß es für die Roseninsel wegen der besonderen Pfahlbausiedlung einen Antrag auf eine Aufnahme in das Unesco-Weltkulturerbe gibt. Gemeint scheint stattdessen der Antrag für die Gesamtheit der prähistorischen Pfahlbauten zu sein, siehe der NZZ-Artikel „Prähistorische Pfahlbauten sollen ins Unesco-Welterbe“ und der Artikel „Pfahlbauten – schützenswertes Kulturerbe von europäischem Rang“ in der Augsburger Allgemeinen.
Angesichts der schönen Lage der Insel und ihrer zahlreichen schriftlichen Erwähnungen in den letzten Jahrhunderten, insbesonders natürlich den Überlieferungen zu Sissi und König Ludwig, ihrer guten Erreichbarkeit und der aktuell guten touristischen Aufbereitung überrascht es, daß die Insel einen sehr langen Zeitraum im Dornröschenschlaf dagelegen hat.
Montag, 14. Juni 2010
Die Roseninsel im Starnberger See
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