Vorgestern berichtete Reinhold in seinem Blog Taxi München vom Kelten-Römer-Museum Manching.
In seinem Beitrag nennt Reinhold ein paar Stichworte - Oppidum, Tankstelle, Ingolstadt, EADS, die römischen Schiffsfunde von Oberstimm - die bei meiner Fahrt nach Manching auch eine Rolle gespielt haben.
Das war an dem heißen Pfingstwochenende 2003, drei Jahre vor der Eröffnung des Kelten- und Römermuseums. Die Idee kam von meinem fachkundigen Besuch. Ein fern von München wohnender, studierter Archäologe, den ich beim Geldverdienen in ganz anderen Sphären kennengelernt hatte.
Damals hatte ein örtlicher Verein in zwei Zimmern des alten Rathauses von Manching Funde ausgestellt. Besuch nach Vereinbarung. Wir haben versucht dort etwas durch die Fenster zu sehen, vorher anrufen wollten wir nicht. Danach entdeckten wir in Manching das Straßenschild am „Am Reiterkastell“ und sind dort ganz langsam durch- und wieder zurückgefahren, ohne etwas zu entdecken.
Unsere nächste Station war die Tankstelle, wo ich beim Bezahlen nach sachdienlichen Hinweisen gefragt habe. Da gab es zu Manching nichts. Reiterkastell? Einen Reiterhof gäbe es außerhalb. Und außerhalb wäre auch etwas zu den Kelten mit Keltenwall. Und ob wir nicht lieber das Münster in Ingolstadt besuchen wollten? Dort wäre es wenigstens kühl.
Wir sind dann zur Sehenswürdigkeit mit Keltenwall gefahren. Das ist auf dem „kelten roemer museum manching - Wegweiser“ die 11, die „Kulisse des Osttores“. Diesen Wegweiser von der Website des Manchinger Hofs hatte ich in meinem letztjährigen Beitrag über die Situlen-Ausstellung in Manching gegenüber der schlechten kleineren Version auf der Museumswebsite empfohlen, diese Empfehlung muß ich aufrecht halten.
Die Sehenswürdigkeit war ein - diejenigen die seinerzeit einsam in Manching die Stellung hielten mögen es verzeihen - etwas enttäuschendes Sperrholztor an einem staubigen Parkplatz. Der Keltenwall dahinter eine mit Brennesseln und Bäumen bewachsene Geländeerhöhung, die bald darauf am Zaun des EADS-Geländes endete. Zum Informationsangebot bei der „Kulisse des Osttores“ habe ich sogar eine Notiz von damals gefunden: „zwei qm kryptischer Plan (vermutlich wo rauskopiert und die Legende vergessen) sowie Text“.
Es kann natürlich sein, daß wir schon etwas dehydriert waren und das normalerweise intuitiv mögliche Verständnis der Karte bei uns nicht mehr funktionierte. Jedenfalls sind wir dann noch einfach so herumgekurvt und haben in Riesenkontrast zum Sperrholztor das tolle EADS-Gebäude hinter riesigem asphaltierten Parkplatz gefunden. Das war es in Manching für uns gewesen.
Mittlerweile weiß ich, daß es bei EADS zum Osttor mit einem repräsentativeren Wall weitergegangen wäre. Wir sind stattdessen in das nahe Oberstimm gefahren.
Von den Schiffsfunden hatte ich erst durch meinen Archäologen erfahren, der uns allerdings wenig Hoffnung machte („die Ausgrabung war erst vor zwanzig Jahren“). In Oberstimm wurden wir aber nach solider Wegweisung durch einen älteren Einwohner richtig verwöhnt: ein Infokasten am Ort der Bergung mit guter Beschreibung, Angabe der örtlichen Verhältnisse und Foto des Schiffsfundes.
Wenn Sie selbst Interesse am Museum und Oppidum von Manching haben, wäre die Museumsseite wegen Öffnungszeiten und Führungen zu beachten. Wieder empfehle ich die Wikipedia, hier mit dem Artikel Oppidum Manching und seinen weiterführenden Links. Einen Link aus dem Wikipedia-Artikel will ich hier in Langversion zitieren: „50 Jahre Ausgrabungen im Oppidum von Manching 1955–2005, DAI-Internetmagazin Spuren der Jahrtausende, Nr. 3, 2005 (sehr umfassend, viele Abbildungen)“.
Beim Surfen zum Oppidum Manching werden Sie schnell auf den Namen von Frau Dr. Susanne Sievers stoßen. Hier auf der Seite der Verlagsgruppe Droemer Knaur gibt sie zwischen freundlichen Worten für den im Oppidum Manching handelnden historischen Roman „Die Druidin“ von Birgit Jaeckel ein sehr informatives Interview zu Kelten und zum Manchinger Oppidum.
Von Susanne Sievers gibt es auch das Buch „Manching: Die Keltenstadt“. Das sollte für jeden interessant sein, der sich speziell für Manching und die Ausgrabungen dort interessiert. Dieses kleine Buch ist auch in der Hinsicht interessant, wie wenig eindeutige Aussagen sich aus den einzelnen Funden letztendlich treffen lassen.
Ich bin deshalb bei Büchern im Stile von bspw. „Die Kelten“ von Alexander Demandt ziemlich skeptisch, wo eine große Ansammlung von Aussagen unterschiedlichster Qualität zu unterschiedlichen Zeiten und zu Kelten an unterschiedlichsten Orten zu finden ist. Letztlich kann man das zwar als Fundus nehmen, aus dem man dann das extrahiert, was für Kelten einer bestimmen Zeit und einer bestimmten Region zutreffen könnte. Aber mir hat auch schon jemand von den Kelten erzählt, der offenbar das Buch von Demandt gelesen hatte und dann nichts mehr auseinanderhalten konnte.
Eine andere Kategorie sind diejenigen, die einfach fühlen, wie es damals war. Und wenn der aktuelle wissenschaftliche Stand nicht dazu paßt, dann ist der halt einfach noch nicht so weit. Ich kenne das hier aus der Gegend speziell von den Keltenschanzen, wo dieselbe Keltenschanze von den einen als erbaulicher Kraftort wahrgenommen, während von anderen noch die düstere Vergangenheit mit grausamen keltischen Opferhandlungen gespürt wird.
Beiden gemein dürfte dann trotz solcher Gegensätze sein, die Keltenschanzen generell als ehemalige Kultstätten zu betrachten, während aktuell von der Wissenschaft eine Deutung als herausgehobenes bäuerliches Anwesen bevorzugt wird. Ich bin darauf in meinem Eintrag zur Keltenschanze von Holzhausen eingegangen.
Der Artikel von Stefan von Bergen in der Berner Zeitung beschreibt unter dem Titel „Sehnsucht nach den alten Kelten“ solchen über die wissenschaftliche Belegbarkeit hinausgehenden menschlichen Einfallsreichtum aus Schweizer Perspektive.
Der Artikel entstand am Rande der letztjährigen Ausstellung über die Kunst der Kelten in Bern. Für einen Eindruck vom Stellenwert der keltischen Kunst will ich die Antwort auf die Frage nach der Kultur der Kelten im obigen Interview mit Susanne Sievers empfehlen.
Einen Bericht von der Ausstellung in Bern gibt es im Blog Phemios Aoidos unter dem Titel Unbekannte Ahnen. Von Phemios habe ich auch die gute Nachricht, daß die Berner Ausstellung noch einmal im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart vom September 2012 bis zum Januar 2013 zu sehen sein wird.
Abschließend sei noch auf den zweiten Blog von Phemios Periegetes mit antiken griechische Stätten aus der Vogelperspektive hingewiesen.
Samstag, 6. März 2010
Wege zu den Kelten
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1 Kommentar:
Schade, die Fundstelle der Boote hätten wir uns noch gerne angeschaut, mussten aber leider weiter.
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