Samstag, 7. Februar 2009

Luxus und Dekadenz in München

„Luxus und Dekadenz — Römisches Leben am Golf von Neapel“ — so ein Ausstellungsthema sollte ein Selbstläufer sein. Zudem sorgten vorab Zwischenstationen in Haltern am See, Bremen und Nimwegen für ein sachtes publizistisches Grundrauschen und steigerten die Erwartungshaltung. Seit heute kann die Ausstellung bis zum 30. August 2009 in der Archäologischen Staatssammlung München besucht werden.

Kommentar meiner besseren Hälfte: „Schöne, harmonische, ausgewogene Ausstellung, richtig stimmig, ein große Breite abgedeckt, aber nicht zuviel, nicht erschlagend, erlesene Stücke, Atmosphäre gut.“

Längere Beschreibungen gibt es bei Merkur-Online: „Prasser, Sklaven und die Kunst“ und „Eine Dame wird ausgepackt“. Den zweiten Artikel finde ich auch wegen der Bildstrecke besonders anschauenswert.

Um die Muräne zu Beginn der Ausstellung war es zu voll, von dieser Computeranimation habe ich nichts mitbekommen. Etwas weiter haben sich die Besucher etwas verlaufen und man kam immer gut an die Exponate heran. Ein Wechsel zwischen Hell und Dunkel; vermutlich auch konservatorisch motiviert, die Malereien waren in den dunklen Räumen. Ich bin eingedenk der letzten Ausstellungerfahrung testhalber näher an die Ausstellungsstücke heran als normalerweise und konnte sie nicht beschatten, also die Beleuchtung war sehr gut positioniert. Stolperer sind wegen der kleinräumigeren Archäologischen Staatssammlung gegenüber dem langen und breiten Karlsruher Schloßflügel dennoch nicht ausgeschlossen. Außerdem ist die Ausstellung über Geschosse verteilt. Bei der Akustik ist das aber wohl ein Vorteil. Die Geräusche der anderen Besucher bleiben in den einzelnen Räumen hängen und man kann wie in der Ausstellung geschehen Teile ungestört voneinander mit Vogelgezwitscher und Musik beschallen.

Neben den Exponaten gibt es auch kurze 3D-Computeranimationen der Luxusvillen zu sehen - von außen und innen und im Zeitraffer mit Öllampenbeleuchtung und mit Sonnenaufgang. Zwei der Animationen waren integriert zwischen anderen Exponaten, eine mit großer Leinwand in einem eigenen Raum mit Sitz/Liege-Säcken. Eine willkommene Pause, bei der man sich wie ein Gast in einem der untergegangenen Speisesäle fühlen durfte. Die Gladiatoren im abschließenden Raum rissen einen da doch etwas zu sehr aus dieser schönen Welt heraus.

Die Ausstellung hat sich vermutlich nicht soviel archäologisch Unbekanntem gestellt wie die von uns zuletzt besuchte Karlsruher Ausstellung. Hinzu kommt, daß die bei Capri versunkene Sonne in München in den letzten Jahren schon öfters wieder aufgegangen ist. Nahe zurückliegend gab es eine Herculaneum-Ausstellung am selben Ort. Ich denke jetzt aber mehr an die Ausstellung „Odysseus: Mythos und Erinnerung“, die im Haus der Kunst zum Jahreswechsel 1999/2000 stattfand. Das skulpturale Ensemble damals war viel wuchtiger. Heute sorgt aber allein schon die oben erwähnte Dame für einen gewaltigen Eindruck, wenn man ihr im Eingangsraum in nächster Nähe gegebensteht. Von dieser Ausstellung blieb das Gefühl, an die Exponate besser herangekommen zu sein, daß die Ausstellung intimer und instruktiver ist und mehr Wissen über die damaligen Ausstattungsmöglichkeiten hängenblieb. Wir gehen nochmal hin.

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