Freitag, 12. Juni 2009

BayernViewer-Denkmal, FIN-Web und Geotoprecherche

Benedikt Köhler hat sich kürzlich in seinem Viralmythen-Blog unter dem Titel „GPS-Empfänger und Lederhosen - Bayerns Online-Informationssysteme“ lesenwerte Gedanken über den BayernViewer-Denkmal und zwei weitere bayerische Online-Informationssysteme gemacht.

Der Beitrag ist etwas komprimiert für ein Publikum geschrieben, das mit Mashups und Web 2.0 vertrauter ist. Ich versuche mal ein paar Punkte hier etwas breiter auszuführen.

Hauptknackpunkt sind die Denkmalinformationen, an die man nur herankommt, wenn man im BayernViewer-Denkmal zu dem Denkmal navigiert und dort die Karte anklickt. Das macht aus dem BayernViewer-Denkmal ein, wie Benedikt Köhler das nennt, „geschlossenes System“ und ihn für viele Zwecke ungeeignet.

Eine Öffnungsmöglichkeit sind die von Benedikt Köhler genannten „statischen Links“. Zusätzlich zum jetzigen Zugriff über die Kartennavigation gäbe es die Denkmalinformation zu jedem Denkmal auch direkt zugreifbar unter einer jeweils eigenen permanenten Internet-Adresse (etwa „www.geodaten.bayern.de/denkmal-12345“).

Mit dieser Referenz könnte man direkt auf die Denkmalinformation verweisen, bspw. aus der Wikipedia, oder ich hätte das so aus meinen Beiträgen über die Hügelgrabsuche und über den Besuch der Birg bei Hohenschäftlarn machen können.

Außerdem könnten Suchmaschinen die Denkmalinformationen indizieren. Dann kann mit der Suchmaschine bei entsprechenden Suchwörtern, etwa dem Straßennamen mit der Hausnummer, die betreffende Denkmalinformation zum anliegenden Gebäude gefunden werden. Idealerweise sind aber den Denkmalinformationen auch die ohnehin vorhandenen Geokordinaten beigefügt, dann ginge eine Suche nach „in der Nähe“ liegenden Denkmalobjekten.

Eine weitere Öffnungsmöglichkeit wäre eine Programmierschnittstelle (API), mittels der man direkt per Programm auf die gesamten Denkmalinformationen zugreifen darf.

Auch wieder zusätzlich, also als dritte Möglichkeit neben Kartenklick und Zugriff über permanente Adresse. So eine Programmierschnittstelle würde es erleichtern, neue Programme auf der Basis vom BayernViewer-Denkmal zu schreiben. Man könnte mit der Programmierschnittstelle dann direkt nach bestimmten Daten suchen — Benedikt Köhler nennt als Beispiele Daten wie Architekt oder Baujahr von Gebäuden.

Wobei aus meiner Sicht die Denkmalinformationen eher dünn sind — ich habe das ja am Ende meiner Hügelgrabsuche erwähnt — während Benedikt Köhler sie „sogar mit Fotos“ anscheinend ganz ergiebig findet.

  • Die Defizite lägen aus meiner Sicht schon beim Beschreibungstext, der in Beispielen wie etwa der Römerschanze bei Grünwald den bekannten Sachverhalt kaum angemessen darstellt.

  • Zweitens fehlt in Fällen wie der Römerschanze oder der Birg bei
    Hohenschäftlarn eine Bezeichnung in der Denkmalinformation, also „Römerschanze“ oder „Birg“, die von der Suchmaschine indiziert und mit der dann die Denkmalinformation gefunden werden kann.

  • Drittens vermute ich, daß bei den Denkmalinformationen nur wenige Attribute ausgezeichnet sind, halt eben die geografischen Angaben, der Beschreibungstext oder der Denkmaltyp. Aber daß viele andere interessante Attribute vermutlich unausgezeichnet im Beschreibungstext landen, was es dann schwierig macht, bspw. nach der Entstehungszeit des Denkmalobjektes oder einem Architekten oder Ausgräber in der Datenbasis zu suchen.

  • Viertens das bei der Hügelgrabsuche erwähnte Problem der nichtvorhandenen Angaben zu weiterführender Literatur.


Ich will zur Literatur folgenden Gedankengang von Benedikt Köhler aufgreifen, der zu seiner Aussage führt: „Man müsste z.B. nur sein Handy auf eines der Gebäude richten und könnte die Denkmalschutzinformationen abrufen.“

Also angenommen die Denkmalinformationen hätten ein Verweiskonzept für die Literatur, und die weiterführende Literatur wäre ebenfalls digitalisiert. Dann könnte man sich folgendes Szenario vorstellen: Ich richte mein Handy auf das Gebiet der Birg.

Mein Handy zeigt mir Basisinformationen zur Birg und Verweise zur weiterführenden Literatur, etwa auf „Christian Pescheck, Wichtige Neufunde von der Birg bei Hohenschäftlarn“ aus den Bayerischen Vorgeschichtsblättern von 1989. Ich kann dann dem Verweis folgen und diese Veröffentlichung vor Ort lesen, bekomme vielleicht sogar in einer Karte die Stellen angezeigt, wo gegraben wurde. Vielleicht gibt es weitere Verweise aus der Literatur heraus zu Grabungsfotos oder zu den Daten des Ausgräbers, die ich mir auch ansehen könnte.

Aber wie gesagt, die Denkmalinfos geben das m.A. nach nicht her, selbst wenn die Technik so eine Idee in Teilen oder komplett möglich machen würde.

Ein weiterer Gedanke von Benedikt Köhler könnte weiterhelfen. Der kam mir auch bei meiner Hügelgrabsuche: Wieso gibt es da keine Fotos? Wenn das Denkmalamt keine bereitstellt, könnten nicht die Benutzer welche hochladen? Benedikt Köhler nennt über die Bilder hinaus noch ein paar Beispiele: „Objektangaben hinzufügen, Objekte bewerten, Objekte kommentieren, Objekte verschicken“ (Anm.: da ist „Objektinformationen verschicken“ gemeint).

Ich glaube schon, daß so ein „Aufbohrkonzept“ für den BayernViewer-Denkmal erst mit einer solchen Einbindung der Benutzer richtig rund wird. Sonst befürchte ich, die nächsten Jahre im BayernViewer-Denkmal keine Fotos bislang fotoloser Hügelgräber zu sehen zu bekommen.

Anderseits soll der BayernViewer-Denkmal ja nicht nur meinen zeittouristischen Vergnügungen dienen, sondern „Bei Planungen – Baugebieten, Straßenbau, etc. – könnten die Planer nun mit aktuellen Lagedaten von Bodendenkmälern arbeiten.“ (nach „Offene Karten: Die bayerische Schatzkarte?“ bei Archäologie Online).

Insofern wäre ein Sichtungskonzept angesagt (wie es übrigens schon bei der Wikipedia existiert), nur eben nicht selbstorganisiert, sondern das Sichten müßte in der Hand des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege liegen. Im übrigen legen die im eben genannten Artikel erwähnten „Ehrenamtlichen“ nahe, daß das Landesamt auch schon vor Web 2.0 mit freiwilliger Mitarbeit umgehen konnte, warum nicht auch mit Web 2.0?

Keine Kommentare: