Samstag, 8. Januar 2011

Agrigent, fünfter Teil

Mit diesem Teil über das archäologische Museum, das Grabmal des Theron und den Äskulap-Tempel geht die am 31. August mit dem ersten Teil Agrigent gestartete Serie zuende. Den Sizilien-Reisebericht will ich mit Eraclea Minoa, Selinunt und der Villa Romana del Casale fortsetzen, zwischen diesen einzelnen Orten aber Blog-Einträge zu hiesigen Themen einstellen. Wer die Agrigent- und Sizilien-Teile zusammenhängend sehen möchte, den weise ich noch einmal auf die „Label“ unterhalb der Blog-Einträge hin, dort auf Sizilien oder Agrigent klicken.

Bild 1: Regionales Archäologisches Museum Agrigent

Ich hoffe der Sizilien-Reisebericht wird trotz der im Lande bleibenden Einschübe noch vor Beginn der Reisezeit im Frühjahr fertig. Falls nicht, dann für diejenigen, die beschriebene Reiseziele in ihre Sizilien-Reiseroute einbauen wollen, schon die folgende Anmerkung: die Fahrstrecken zur Villa Romana del Casale und nach Selinunt von unserem Domizil bei Raffadali waren zwar tragbar, aber schon recht lang (so eineinhalb- bis eindreiviertel Stunden für die einfache Fahrt). Mehrfach wollten wir nicht diese Strecke fahren. In Selinunt kann man aber wie bei den Tempeln und dem Museum von Agrigent mehr als nur einen Tag verbringen, außerdem eignet es sich als Standort für Touren nach Segesta und zu den letzten Refugien der Karthager an der Westküste. Und in der Nähe von Piazza Armerina und der Villa Romana del Casale wäre Morgantina mit dem zugehörigen Museum in Aidone sehr interessant, ein wenig weiter entfernt natürlich auch Enna.

Bild 2: Südseite Museo Archeologico Regionale Agrigento mit Ekklesiasterion und Oratorium des Phalaris


Also wenn man das sowieso mit Hotels realisieren würde, dann wäre aus unserer Sicht ein Hotel im Bereich Enna/Piazza Armerina/Aidone, eines bei Agrigent und eines bei Selinunt interessant. Eraclea Minoa wäre dann ein kleiner Abstecher von der Strecke Agrigent - Selinunt. Zum hierzulande anscheinend nicht so bekannten Morgantina der folgenden Appetithappen „Aphrodite comes home“. Deutschsprachig habe ich zu dem Thema nur diese Übersetzung gefunden „Die Venus von Morgantina kommt zurück nach Sizilien“.

Bild 3: Südseite Museo Archeologico Regionale Agrigento mit Ekklesiasterion und Kirche San Nicola

Jetzt zum Agrigenter archäologischen Museum, ich habe noch folgende Bezeichnungen gefunden: Archäologisches Museum San Nicola, Regionales Archäologisches Museum Agrigent, Museo Archeologico, Museo Archeologico Regionale. Es deckt die regionale Vor- und Frühgeschichte sowie die Zeit der Griechen und der Römer ab. Das „regional“ ist relevant - ich habe zu einer Replik im Agrigenter Museum einen Verweis auf ein Orginal in Syrakus im Hinterkopf. Also ohne die Aufgabenteilung näher recherchiert zu haben, dürfte das Museum in Syrakus gegenüber Agrigent die führende Rolle einnehmen.

Bild 4: Nordseite Archäologisches Museum Agrigent

Anderseits ist die Region weit definiert, Funde von Sant'Angelo Muxaro und unserem zeitweiligen Heimatort Raffadali waren im Museum zu finden. Die Ausstellungsstücke sind oft komplementär zu Sehenswürdigkeiten vor Ort, d.h. wenn man sich bei Sant'Angelo Muxaro die Grabhöhlen angesehen hat, dann gibt es im Museum Funde aus den Grabhöhlen. Und zu den nahen Tempeln zahlreiche gefundene Kleinteile, etwa die Wasserspeier. Den echten Telamon bzw. Giganten/Atlanten vom Olympieion habe ich im vierten Teil Agrigent schon vorgestellt, dazu gibt es im Museum weitere Telamonenköpfe und Modelle und Zeichnungen wie der Tempel ausgesehen haben könnte. Zudem einiges aus Orten, die draußen üblicherweise nicht auf der Besichtigungsliste stehen, bspw. eine umfangreiche Vasensammlung aus den griechischen Negropolen. Kurz, wenn man sich für die Sachen draußen interessiert, dann muß man auch in das Museum rein und für das Museum sollte man sich mindestens einen halben Tag Zeit nehmen.

Bild 5: Nordseite Archäologisches Museum Agrigent

Denn neben dem Vorzug, daß das Museum durch die zahlreichen regionalen Fundstätten schon sehr umfangreich mit Ausstellungsstücken bestückt ist, ist es selbst von archäologischen Fundstätten umgeben. Ich hatte im zweiten Teil erwähnt, daß hier der obere Marktplatz gelegen haben soll. Gesichert ist der zwischen dem 4. und 3. Jh. v.Chr. errichtete Versammlungsplatz (Ekklesiasterion) im Süden des Museums. Das beim Ekklesiasterion liegende Gebäude wird als „Oratorium des Phalaris“ bezeichnet und wurde zeitweilig für ein römisches Grabmal gehalten, mittlerweile gilt es als zwischen dem 2. und 1. Jh. v.Chr. entstandener griechischer Tempel.

Bild 6: Tomba di Terone vom Heraklestempel aus aufgenommen

Nördlich des Museums wurde ein Bouleuterion gefunden, ein Ort an dem sich der Rat der Stadt versammelte. Man konnte zwei verschiedene Bauphasen unterscheiden, eine zwischen dem 4. und 3. Jh. v.Chr. und eine im 3. Jh. n. Chr. Östlich über der Straße liegt ein ausgegrabenes Stadtviertel, dort wurden Gebäude in die Zeit des 4. und 3. Jh. v.Chr. und in die späte römische Kaiserzeit datiert. Da sind wir nicht hinüber, wir haben seinerzeit das Museum mit den Tempeln in Teil 4 kombiniert, Fußweg hinunter ca. 20-25 Minuten.

Bild 7: Grabmal des Theron mit  Heraklestempel im Hintergrund

Im Museum und bei den Tempeln gibt es viele Stellen, wo man problemlos eine Zeitlang genießen und andächtig verweilen kann - bei den Tempeln sogar mit dem Vorzug der vielen als Sitzgelegenheit herumliegenden Steine. Beim „Grabmal des Theron“ („Tomba di Terone“) hatte ich das Gefühl nicht. Trotz der Nähe zum Heraklestempel gibt es auch keinen Fußweg hinunter - wir haben unten an der Straße geparkt (ich glaube den vielversprechendsten Fußpfad von oben hinunter gab es erst weiter entfernt beim Concordia-Tempel, und der war sicher inoffiziell). Sehr nah kommen kann man dem Grabmal auch nicht, weil in ein paar Meter Abstand ein Zaun drumherum ist, und es ist auch nicht das Grabmal des Tyrannen Theron, sondern ein im 2.-1. Jh.v.Chr. unter römischer Herrschaft entstandenes.

Bild 8: Äskulaptempel mit Zufahrt von Norden

Das Grabmal ist trotzdem vermutlich in allen Agrigent-Reiseführern und ich tippe es wird dort auch bleiben, weil es nahe der Zufahrt durch die frühere Porta Aurea hoch zu den Tempeln steht, und da dürften heutzutage so ziemlich alle Reisebusse durchfahren. Um das Grabmal herum liegt die römische Negropole „Giambertoni“. Das Grabmal kann man aber nicht nur als Erinnerung an diese Negropole sehen, sondern generell an die gut sichtbaren Grabmale römischer Friedhöfe, die auch vor unseren Römerstädten neben den Straßen lagen.

Bild 9: Asklepiostempel von Norden

Schließlich der Asklepios-Tempel (oder Äskulap-Tempel, Tempio di Esclapio). Die Widmung ist durch Cicero überliefert. Der Tempel lag außerhalb der antiken Stadtmauern südlich der Tempelreihe auf dem Felsgrat, von der aus wir Bild 8 und 9 aufgenommen haben. Er kann aber nicht weit von der Verbindungsstraße zwischen dem Hafen und dem Haupttor Porta Aurea beim Herakles-Tempel gelegen haben, also er lag ziemlich prominent draußen. Bei Ausgrabungen sind dort ein Brunnen, eine Zisterne und 28 Räume gefunden worden, die vermutlich dem Aufenthalt von Kranken dienten. Die erkennbaren Tempelreste sollen aus dem 4. Jh. v.Chr. stammen, die auf vorhandenen archaischen Strukturen aufbauten. Es soll dort ein Mix aus sakralen und therapeutischen Behandlungen gegeben haben, die Gebäude waren eine Kombination aus religöser Stätte und Krankenhaus.

Bild 10: Wegweiser zum Tempio di Esclapio

Am besten herangekommen sind wir via der ganz am Ende des zweiten Teils vorgestellten Schnellstraße nach Porto Empedocle, allerdings haben wir uns dort nicht zu halten getraut. Das im zweiten Teil und das hier eingestellte Bild von den Tempelresten sind aus dem fahrenden Auto aufgenommen.

Bild 11: Asklepios-Tempel Agrigent

Von Norden über den im Bild 8 und 9 erkennbaren Feldweg haben wir es auch versucht. Man kommt zum Feldweg, wenn man die beim Theron-Grabmal zu sehende Straße Richtung Osten weiterfährt. Es gab dort sogar ein in den Feldweg hineinweisendes Schild. Aber am Zauntor des Geländes des in Bild 9 schräg rechts vor den Tempelresten zu sehenden Gebäudes ging es schon nicht mehr weiter.

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