Nach dem Besuch von Rheinzabern und seinem Terra Sigillata Museum fuhren wir nach Herxheim weiter. Durch den Verdacht auf Massenkannibalismus hat es die dortige Ausgrabung eines jungsteinzeitlichen Kultortes Ende letzten Jahres bis in die internationalen Medien geschafft. Ich hatte seinerzeit dazu einen Eintrag mit weiterführenden Links gemacht, auf den will ich heute verweisen und mir weitere Erläuterungen sparen.
Der Weg von Rheinzabern zur Ausgrabung im Westen von Herxheim ist ziemlich kurz, noch dazu gibt es auf der Strecke via Hatzenbühl eine Umfahrung, so daß wir nicht nach Herxheim hinein mußten. Über den Ort der Ausgrabung verrate ich kein Geheimnis, Ortskundige kennen den schon lange und Ortsfremde finden ihn wie wir schnell mittels Google-Maps und dem Luftbild des im letztes Jahr erwähnten SWR-Beitrags oder von der Website des Grabungs-Projektes.
Wir waren noch in der 9-bis-5-Arbeitszeit dort, aber niemand arbeitete. Das lag vielleicht daran, daß es den Morgen über geregnet hat. Es gab aber auch keine Abdeckungen und Zelte, wie man sie auf den Luftbildern sieht. Also vielleicht ist dort derzeit noch Grabungspause.
Das Panorama in Bild 2 hat mich beeindruckt. Ich habe drei Bilder freihand ohne Stativ aufgenommen und hätte nicht erwartet, daß die Software daraus noch etwas machen kann. Der Zaun ist zwar in Wirklichkeit nicht gebogen, aber sonst gibt das Bild die Verhältnisse dort ganz passabel wieder.
Ohne die Panorama-Verzerrungen nochmal in Bild 3 der Blick in Richtung auf den Kreisel. Ich empfehle zum Vergleich das SWR-Luftbild mit dem dort eingezeichneten Verlauf der Grubenringe. Vor Ort hatte ich schon ein äußerst zwiespältiges Gefühl, und das hat mich bis jetzt angesichts dieser Kombination von uraltem Kultort und neuzeitlicher Straßen- und Gewerbebebauung nicht verlassen. Ich bin ja schon manchmal ziemlich skeptisch, wenn kulturbewegte Minderheiten einer uninteressierten aber zahlen müssenden Mehrheit etwas aufdrücken wollen. Aber aus den Voraussetzungen hier hätte man statt Straßen und Gewerbebebauung vielleicht etwas ganz Großes machen können, was die Mehrheit auch noch ganz vernünftig gefunden hätte und zudem dem Genius loci und Leuten von damals besser gerecht geworden wäre.
Wir haben danach das Museum in Herxheim sein gelassen, dafür wurde es doch zu spät. Interessiert hätte mich, ob der letztjährige Medienhype viel an den Besucherzahlen geändert hat. Ich glaube die über die Woche vergleichsweise kurzen Öffnungszeiten sind gleich geblieben, ganz so schlimm kann der Ansturm nicht gewesen sein.
Vorläufig scheint die Ausgrabung weitgehend aus den Massenmedien zu sein, ich kenne aus den zurückliegenden Monaten nur den Artikel in der Zeit „Mordermittlung an Opfern aus der Steinzeit“ von Marcel Burkhardt. Hinsichtlich dem Massenkannibalismus scheint die Ausgräberin Andrea Zeeb-Lanz den Ball flach halten zu wollen: "Mich interessiert, aus welchem Grund und woher Menschen für dieses spektakuläre Ritual an diesen Ort kamen, der vordergründig den Eindruck eines ganz normalen Siedlungsplatzes der frühen Jungsteinzeit macht", wird sie in dem Artikel zitiert. Ich hoffe sie hat viel Erfolg, uns interessiert das auch!
Samstag, 29. Mai 2010
Herxheim
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