Sonntag, 1. September 2019

Wolfshunde, Wolfshybriden

Im Detail habe ich vom Verhalten von Hunden wenig und von dem von Wölfen noch weniger Ahnung. Generell durfte ich trotzdem die „junger Mann freundet sich in der Not auf die Schnelle mit einem Wolf an“-Story im Steinzeitfilm Alpha unglaubwürdig finden. Die ist wirklich märchenhaft, man kann sich nicht vorstellen, daß ein wilder Wolf so schnell zum zahmen besten Freund eines Menschen wird. Bei der Detailkritik habe ich mich aber passend zu meinen Kenntnissen weitgehend zurückgehalten und bin stattdessen zur Abstraktion der Story übergegangen: „Wenn man sie als Allegorie eines über einen langen Zeitraum geschehenen 'so kam der Mensch auf den Hund' sieht, ist sie im Film schön umgesetzt.“ In der Nachbetrachtung hat mich diese Abstraktion aber nicht davor gerettet, in eine mir bislang nicht bekannte Wolfshund/Wolfshybriden-Problematik hineinzulaufen. Im Grunde fand ich den Film Alpha empfehlenswert, das finde ich auch heute noch. Aber Werbung für Wolf-Hund-Mischlinge wollte ich nicht machen! Deshalb dieser Nachtrag über die Wolfshund/Wolfshybriden-Problematik.

Von dieser Problematik habe ich jetzt erst etwas via einer BR-Wiederholung von „Zwischen Wolf und Hund - Wie gefährlich sind Wolfshybriden?“ mitbekommen. Die Bezeichnung „Wolfshund“ ist mehrdeutig, ich verwende sie jetzt wie im BR-Film im Sinne eines Wolf-Hund-Mischlings.

Klar kommt die schöne Schamanin im Film Alpha besser rüber, wenn sie die Hände über etwas Wolfsähnlichem statt über einen Dackel kreisen lässt. Aber auf die Idee, daß eine größere Nachfrage nach so aussehenden Tieren besteht und in so einem Umfeld Mischlinge mit allen Konsequenzen nach größerer Wolfsähnlichkeit bezahlt werden, auf die Idee bin ich nicht gekommen.

Im Film Alpha kommt ein Tschechoslowakischer Wolfhund zum Einsatz. Man kann im verlinkten Wikipedia-Artikel zum Tschechoslowakischen Wolfhund den Kern der Problematik in Kurzform nachlesen. Die Einkreuzung geschah, um besser an Höhenlagen mit viel Schnee und großer Kälte angepasste Diensthunde zu erhalten. Das Kreuzungsprojekt erwies sich aber im Grunde genommen für die Diensthund-Verwendung als Flop („Ab etwa der fünften Generation konnten einige dieser Hunde als Diensthunde bei der Armee eingesetzt werden.... Die Armee hat es aufgegeben, diese Hunde einsetzen zu wollen“).

Der Film Alpha ist im Sinne der Problematik vermutlich „sauber“. Also zum Tschechoslowakische Wolfhund führte ein länger zurückliegendes überwachtes Züchtungsprojekt. Die letzte Wolfseinkreuzung des Alpha-Darstellers fand demnach vermutlich schon vor deutlich mehr als fünf Generationen statt und es sind sicher Leute bei der Filmproduktion dabei gewesen, die mit dem Hund und seinen Besonderheiten sehr gut umgehen konnten.

Laut Darstellung des BR-Films gibt es aber aktuell die schon angesprochene große Nachfrage nach Wolfsähnlichkeit, die dazu führt, daß auch Mischlinge der ersten Generation in die Hände unerfahrener Halter geraten können. Zudem sollen manche Leute aktiv versuchen, ihre Hunde mit Wölfen zu kreuzen. Der BR-Film stellt solchen Sachverhalten die Bemühungen um die Wolfs-Wiedereinbürgerung gegenüber, die ja unter der Prämisse verläuft, daß Wölfe scheu sind und sich aktiv von Menschen fern halten. Wie wird die Reaktion sein, wenn ein überforderter Mischling-Besitzer sein „möglichst wolfsähnlich“ aussehendes Tier irgendwo aussetzt und dann ein Unglück passiert?

Keine Kommentare: