Samstag, 13. Juli 2019

Das neue Grünwalder Gymnasium

Meine alten Fotos vom Baugelände stammen von 2013, damals dürften gerade die archäologischen Untersuchungen abgeschlossen worden sein. Das neue Gymnasium wurde 2014 eröffnet. Die Fotos vom Gymnasium stammen vom letzten Jahr, als wir nach dem dem Besuch der nahen Grünwalder Urkeltin an der ebenfalls archäologisch relevanten Parkgarage vorbei hoch zum Gymnasium sind.

Gymnasium Grünwald

Glücklicherweise kann man sich die Ergebnisse der damaligen archäologischen Untersuchungen ansehen. Die damit beauftragte Firma hat die Grabungsberichte zu ihren Projekten „Grünwald - Neubau Gymnasium“ und „Grünwald - Parkgarage“ in ihre Referenzen frei zugreifbar eingestellt. Wer reinsieht, kann bei der Gelegenheit auch gleich einen Blick auf das ebenfalls benachbarte Projekt „Grünwald - Haus der Begegnung“ sowie auf die Literaturangaben am Ende der Referenzen werfen.

Bauplatz des neuen Gymnasiums Grünwald 2013

Parkgarage, Gymnasium und die Ur-Keltin befinden sich nahe beieinander. Wer die Grünwalder Kreuzung kennt, an der sich die aus den vier Himmelsrichtungen heranführenden Straßen treffen: An der Straße aus dem Süden befindet sich in kurzer Entfernung die Urkeltin. Ähnlich nahe ist an der Straße aus dem Osten die Parkgarage zu finden, nur daß diese Straße in Richtung Osten stark ansteigt. Nach der Parkgarage kommt das ursprünglich ziemlich ebene Gelände des Gymnasiums (mittlerweile gibt es da eine tiefergelegte Sportfläche).

Gymnasium Grünwald

Die zugehörige Denkmalnummer D-1-7935-0011 umfasst im Bayerischen Denkmal-Atlas eine ziemlich große Fläche und sehr unterschiedliche geschichtliche Hinterlassenschaften: „Siedlung der späten Bronzezeit, der Urnenfelderzeit, der Hallstattzeit und der Latènezeit sowie Körpergräber der frühen Bronzezeit, Brand- und Körpergräber der mittleren Bronzezeit, Brandgräber der Hallstattzeit und der Latènezeit und Körpergräber des frühen Mittelalters“. Zum einen kann man hier feststellen, daß man ein informatives Geoinformationssystem differenzierter als den Bayerischen Denkmal-Atlas gestalten müßte. Zum anderen fällt auf, daß man die archäologisch untersuchten Flächen der Parkgarage und des Gymnasiums aus der Rotfläche genommen hat. Also die Flächen, über die man am meisten wüßte, sind draußen. Ich interpretiere das als administrative Aussage: die Fläche ist archäologisch untersucht, die Bodendenkmale sind weg, keine Denkmale mehr für den Denkmal-Atlas da. Das entspricht aber nicht die der Vorstellung, die man von einem vorrangig geschichtlichen Geoinformationssystem hat. Von dem würde man ja erwarten, daß es unabhängig von der späteren Geländeuntersuchung und -überarbeitung den Wissenstand darüber wiedergibt, was sich da mal befunden hat.

Bauplatz des neuen Gymnasiums Grünwald 2013

Die Gemeinde Grünwald engagiert sich sehr für ihr archäologisches Erbe. Ich habe ja mal in „Archäologische Fundstücke kehren an ihren Ursprungsort zurück“ bedauert, daß der vor über 100 Jahren gefundene Schöllbronner Viergötterstein leider nicht in Schöllbronn verblieben ist. Vergleichbar effektiv wie vorher in der alten Kirche ist er nach seinem Auffinden in den Depots verschwunden und die folgenden Generationen von Schöllbronnern haben zu einem guten Teil weder mitbekommen, was ein Viergötterstein ist, noch daß einer in ihrem Ort gefunden wurde. Die Grünwalder Situation ist demgegenüber geradezu goldig. In Grünwald wurden anscheinend schon bei der Planung des neuen Gymnasiums dort Ausstellungsflächen für die lokalen archäologischen Funde vorgesehen.

Parkgarage am Marktplatz Grünwald

Insgesamt ist das ein ziemlich großes Rad, das in Grünwald gedreht wird. Die Webseite der Gemeinde über die Vorgeschichte Grünwalds liefert dazu einige Eindrücke und Stichworte. Tiefer kann man über die in Academia.edu eingestellten „Einblicke in die Vorgeschichte Grünwalds. Ergebnisse eines archäologischen Pilotprojekts“ einsteigen.

Parkgarage am Marktplatz Grünwald

Irritierend ist die fehlende Aufbereitung dieser vielen Informationen durch die Gemeinde. Man würde sich wünschen, daß die Gemeinde die Grabungsberichte oder das obige Academia.edu-pdf und die noch ausstehenden Arbeiten unter ihre Fittiche nimmt und via einem zentralen Anlaufpunkt zugreifbar macht. Ich habe auch seitens der Gemeinde keine näheren Informationen darüber gefunden, was aktuell im Gymnasium ausgestellt wird und wie der Ausstellungsbereich dort aussieht. Das meiste über diese Ausstellung fand ich in den Seiten 14 und 15 im verlinkten Academia.edu-pdf. Das kann es ja nicht sein. Es müßte ja Zeiten geben, an denen die Allgemeinheit die Funde sehen kann, etwa im Rahmen von Führungen, in die die nahen Fundorte eingebunden werden können, und die Gemeinde müßte diese Gelegenheiten bekannt machen.

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