„Open Access (englisch für offener Zugang)“ bezeichnet nach der Wikipedia den „freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und anderen Materialien im Internet“. „Ein wissenschaftliches Dokument unter Open-Access-Bedingungen zu publizieren gibt jedermann die Erlaubnis, dieses Dokument zu lesen, herunterzuladen, zu speichern, es zu verlinken, zu drucken und damit entgeltfrei zu nutzen.“ Viele weitere Infos zu Open Access gibt es auf open-access.net. Wer tiefer einsteigen will, sollte sich zusätzlich die Diskussion eines Telepolis-Artikels bei Archivalia ansehen. Bei Archivalia gibt es über die Rubrik „Open Access“ weitere interessante Einträge.
Das Thema Open Access hat durch das Problem überteuerter wissenschaftlicher Zeitschriften eine breitere Öffentlichkeit bekommen. Ich hatte im Eintrag zu den Wissenschaftsblogs auf „Boykottiert Elsevier! Ich boykottiere Elsevier!“ von Prof. Günter M. Ziegler hingewiesen. Aktuell gab es in der taz einen Artikel zu diesem Thema. Das im Artikel angerissene Schema ist wie folgt: für die wissenschaftliche Karriere sind Publikationen in angesehenen Zeitschriften notwendig. Um die Publikation dort unterzubringen, muß ein Begutachtungsprozeß durch andere Wissenschaftler durchlaufen werden. Der Wissenschaftler erhält nach meinem Wissen normalerweise kein Honorar für die Publikation. Um die Publikation dem Wissenschaftsbetrieb zur Verfügung zu stellen, müssen die Bibliotheken die Zeitschriften kaufen.
In den Medien wurde teilweise polarisiert zwischen dem „bösen“ Verlag und den steuerfinanzierten wissenschaftlichen Erkenntnissen, mit denen der Verlag überhohe Renditen erzielt. Es müßte aber auch „gute“ Verlage geben, die eine Dienstleistung zu fairen Preisen bieten. Außerdem sogar „selbstlose“ - ich bin mal zufällig im Netz auf Arbeiten gestoßen, die ich in den 1980ern fotokopiert habe und die mittlerweile frei zugreifbar sind - ich glaube diese Zeitschrift wurde durch einen US-Verein verlegt. Weiter ist nicht alle Wissenschaft steuerfinanziert, viele Leistungen werden sogar kostenlos erbracht. Die Studien- und Diplomarbeiten, die ich seinerzeit kannte, entstanden meist in einem Umfeld von einer oder mehreren Doktorarbeiten. Bezahlt wurde nur die Betreuerin oder der Betreuer, meist über eine Assistentenstelle, in deren Rahmen promoviert werden konnte.
Manche Zeitschriften mögen für die wissenschaftliche Reputation eine Schlüsselposition haben. Aber wie angeklungen gibt es auch andere wissenschaftliche Veröffentlichungen. Das „Geld zusammen bekommen“ für einen Tagungsband habe ich schon zu meiner Studentenzeit mitbekommen. Bei dem Modell gibt es einen Zuschuß, damit das Werk gedruckt wird, und der Tagungsband ist wie ein normales Buch im Handel erhältlich. Weitere Beispiele für dieses Zuschußmodell gibt es bei „Antike und Abendland“ unter dem Titel „Weitere Schnäppchen, ambivalent“. Für Werke in der Art der „Prinzenbildnisse antoninischer Zeit“ schätzt Prof. Dr. Uwe Walter bis zu fünfstellige Summen als Druckkostenzuschuss.
Prof. Dr. Uwe Walter glaubt, daß dieses Buch als Standardwerk „in zwanzig Jahren noch eine maßgebliche Referenz sein wird“. Für mich klingt das wie eine Drohung. In einer Computerzeitschrift gab es vor zwei Wochen einen Artikel darüber, wie man mit kostenloser 3D-Software 3D-Scans aufbereiten kann (c't 18/2012). Das Ergebnis kann man entweder per 3D-Druck ausgeben, in eine PDF-Datei einbinden und über den Adobe Reader betrachten oder drehbar in eine Website einbinden. Der Artikel baut auf einen früheren Artikel auf, in dem es darum ging, wie man günstig zu 3D-Scans kommt. Beide Artikel richten sich an 3D-Anfänger. 3D-Scans gingen nach der c't schon mit größeren Fotoserien aus Digitalkameras. Bei freistehenden Objekten in Museen mit Fotografiererlaubnis sollte das also schon funktionieren. Vermutlich wird es bei Vitrinen Schwierigkeiten geben - ich weiß es nicht, ich habe es nicht ausprobiert. Die Scans müssen wie im neueren Artikel beschrieben noch nachbearbeitet werden.
Vielleicht lässt sich die bessere neue Technologie in zweckmäßiger Weise mit Open Access verbinden. Der Wikipedia-Artikel zu Open Access erwähnt weitere Nutzungsrechte, die eingeräumt werden können „welche die freie Nach- und Weiternutzung, Vervielfältigung, Verbreitung oder auch Veränderung der Dokumente ermöglichen können.“ Vielleicht liefert ein örtliches Museum die Rohscans in Profiqualität, weil gerade ein passendes Gerät durchgereicht wurde. Oder es unterstützt nur das Erstellen der Scans in einem Open-Access-Projekt. In der örtlichen Schule werden die Rohscans vielleicht im Mathematik-Unterricht (3D, Geometrie?) überarbeitet und danach frei verwendbar zur Verfügung gestellt. Und ein Wissenschaftler illustriert später damit seine wissenschaftliche Arbeit.
Zurück zum real existierenden Open Access und schon heute frei downloadbaren wissenschaftlichen Arbeiten: im Novaesium-Blog hat Dr. Jürgen Franssen über „Frei zugängliche Ressourcen für Altertumswissenschaften“ geschrieben. Außerdem gibt es bei ihm noch einen Beitrag über „DAI und Open Access? Fehlanzeige!“.
Ich will jetzt noch einen Schlenker zur „normalen“ Buchproduktion machen. Vom Verlag Voland & Quist gibt es einen Blog-Eintrag zur Buchkalkulation: „Buchkalkulation – Was verdienen Autor und Verlag an Büchern?“. In den Kommentaren dort wird das Selfpublishing angesprochen, Interessenten sollten dazu gleich noch den Beitrag im literaturcafe.de ansehen. Würde ich für ein Buch über „Die schönsten Hügelgräber Süddeutschlands“ einen Verlag finden, dann stände etwa der Anteil für den Lektor für eine Beseitigung von Fehlern und schwer verständlichen Passagen. Vielleicht würde er mich auch im Winter rausschicken, weil Fotos von Hügelgräbern im Schnee ganz reizvoll wären. Der Verlag sorgt dafür, daß die Buchhandlungen etwas vom Buch mitbekommen und es in die Regale stellen. Selfpublishing wäre früher kaum eine Option gewesen, weil man die einzelnen Positionen in der Kalkulation kaum kostengünstig hätte ersetzen ersetzen können. Mittlerweile schon: mit einem E-Book könnte ich das Buch günstig online verkaufen, die Werbung selbst im Blog machen, und wenn es nur um das Hinkommen zu den Hügelgräbern geht, ist vielleicht der eine oder andere Rechtschreibfehler egal.
Jedenfalls ist es bei klassischer Buchproduktion und einem Verkauf über Ladengeschäfte für den Autor erstrebenswert, den Verlag in der durch die Kalkulation ausgedrückten Weise mit in das Boot zu bekommen, weil der sich dann aus eigenem Interesse für das Buch einsetzt. Umgekehrt darf der Autor keine konkurrierende Verwertung des Werks starten. Wenn da noch vertragliche Lücken hinsichtlich des Internets bestanden haben, wurden die vermutlich schon vor dem Jahr 2000 durch alle Verlage geschlossen. Über die Konstellation bei mit Zuschüssen entstandenen Zeitschriften und Büchern habe ich keine Ahnung, die Stellung gegenüber den Verlagen müßte aber besser sein. Insofern würde mich bei „DAI und Open Access? Fehlanzeige!“ nicht nur wie Dr. Jürgen Franssen wundern, daß die mittlerweile gemeinfreien Ausgaben nicht öffentlich gestellt wurden, die aktuellsten Ausgaben nach der Absichtserklärung könnten es vielleicht auch ohne zu große Probleme sein.
Abschließend noch ein paar Videos. „Archaeology is sexy“ bringt so ungefähr rüber, wie wir uns seinerzeit in der Technischen Hochschule die Zustände bei archäologischen Ausgrabungen vorgestellt haben. „Die Kelten kommen“ weist auf die am 15.9. in Stuttgart beginnende Ausstellung „Die Welt der Kelten“ hin. Echt schwäbisch sparsam das Video. Leider gibt es trotzdem mit einem Presseausweis freien Eintritt zur Ausstellung . Presseausweis reicht, man muß nichts über die Ausstellung schreiben, nicht mal einen Link zur Website twittern. So etwas ist nicht mehr zeitgemäß, schon garnicht angesichts solcher Argumentationen für ein Leistungsschutzrecht. (Nachträgliche Ergänzung: unbedingt zum Thema lesenswert sind auch die „Fünf entscheidenden Fragen zum Leistungsschutzrecht“ von Sascha Lobo). Noch zwei Videolinks: hier ein zeichnerisches Making Of des römischen Mausoleums von Bucelas und hier ein Video über die Ausrüstung eines Legionärs.
Das letzte Video wurde am Kastell Eining/Abusina aufgenommen und stammt aus einer kleinen Serie des nahe Eining gelegenen Stadtmuseums Abensberg. Dort ist noch bis zum 31. Oktober die Ausstellung „Römische Spuren“ zu sehen. Nicht weit entfernt liegt Kelheim und der Archäologiepark Altmühltal. Am Tag des offenen Denkmals 2012 kann man Eining und Abensberg mit einem kostenlosen Eintritt und Veranstaltungen im Kelheimer Archäologischen Museum kombinieren. Einen Tag früher, am 8.9.2012, mit urgeschichtlichen Funden im Felsenhäusl-Museum Essing.
3 Kommentare:
Ja ja, duie Buchproduktion... Ich wurde die Tage angeschrieben, ob ich nicht meinen Blog als Buch veröffentlichen möchte. *Hmmm* der ganze Blog? Nehmen wir halt nur die Viereckschanzen...
Das Angebot war seriös, aber hatte aus meiner Sicht einige Haken:
Wenn ich mein Lieblingsthema, Viereckschanzen in Bayern (Süddeutschland) nehmen würde, käme ich sicher auf einen ordentlichen Umfang. Das was mich aber stört, ist der Verdienst. Bei einem solchen Randgruppenthema verkauft man eben nicht viel und der Verdienst ist dabei zu vernachlässigen. Interessant wird es eben erst, wenn man eine vernünftige Anzahl verkauft - was ich sicher nicht schaffen werde.
Hauptgrund für das Verwerfen der Idee war, dass der Inhalt nur S/W ist. Das bedeutet, dass alle Beiträge, die ausnahmslos von farbigen Bildern lebt, quasi tot wären.
Danke für den Link zum Pressebereich der Kelten-Ausstellung in S. Dorthin habe ich mich auch schon gewendet, weil ich eine kostenlose Akkreditierung haben wollte, um einen Bericht für meinem Blog zu machen. Multiplikatoren und so... Die freundliche Antwort kam schnell, dass ich nur meinen Presseausweis vorlegen müsste, um kostenlosen Eintritt zu haben. *MöööP* Habe ich nicht, weil ich nicht hauptberufliche schreibe.
Jürgen, da wären wir wieder beim Thema, das mich so ärgert. Ich schreibe mir die Finger wund, mache Werbung, aber ich bin halt nur ein billiger Blogger!
Grüße,
Stephan
@Stephan Mittlerweile wird die Akkreditierung nicht mehr einheitlich vom Presseausweis abhängig gemacht. Bei der Frankfurter Buchmesse werden auch Blogger angesprochen: http://www.book-fair.com/de/fbm/anmeldung/presseausweis/index.html Die Akkreditierung bringt in Frankfurt vielleicht sogar wirklich was.
Besonders die Stuttgarter könnten die Haltung überdenken, Leute mit Presseausweis ohne Nachweis irgendeiner Leistung zu bevorzugen. Dort hat man ja die Erfahrung von Stuttgart 21, siehe hier http://dju.verdi.de/publikationen/data/Dokumentation-des-25.-Journalistentags-der-dju.pdf ab Seite 17 "Jede Menge Einfluss – am Beispiel Stuttgart21 – pro und contra". Nach dem Autor Josef-Otto Freudenreich ging die "unverhüllte
Hofberichterstattung" u.a. wegen der "lokalen Konkurrenz im Netz" nicht mehr.
Viele Grüße
Jürgen
Danke für den Hinweis, Jürgen. Nun habe ich die Akkreditierung gestartet :-)
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