Wie schon im Eintrag zum Kastell Pfünz erwähnt, lag die bei Möckenlohe gefundene Villa Rustica in einem Gebiet mit sehr guten Böden und zahlreichen, bis in Jungsteinzeit zurückreichenden Besiedlungsspuren, in dem gleich mehrere römische Gutshöfe nachgewiesen wurden.
Treibende Kraft wird zur Römerzeit das Militär gewesen sein. „Der römische Limes in Bayern“ gibt für das Kastell im ca. 2 km von der Villa Rustica Möckenlohe entfernten Nassenfels als Bauzeit die 90er Jahre des 1. Jahrhunderts an. Nach diesem Buch wurde das Kastell schon am Beginn des 2. Jahrhunderts von Pfünz abgelöst, legte aber die Grundlage für den Vicus Scuttarensium, einen wegen einer Straßenkreuzung und der für kleinere Wasserfahrzeuge zur Donau hin schiffbaren Schutter bedeutsam werdenden Zentralort.
Das Hauptgebäude der Villa Rustica Möckenlohe soll in der Regierungszeit Kaiser Hadrians (117 - 138 n.Chr.) entstanden sein. Spuren eines Vorgängerbaus in Holz fanden sich nicht, Spuren größerer Umbauarbeiten auch nicht. Trotz des Repräsentationraums mit Apsis, Unterfußbodenheizung, verglasten und vergitterten Fenstern und Bruchstücken von Terra Sigillata wird der Gutshof mit heutigen Aussiedlerhöfen verglichen. Also ein eher „normaler“ Familienbetrieb. Das Wohnhaus soll mit den vorspringenden Eckräumen „zu dem am weitesten verbreiteten Bautyp der ländlichen Wohnarchitektur“ gehört haben. Der Gutshof ist mit dem Fall des Limes etwa 100 Jahre nach seinem Bau untergegangen.
Daß die Villa Rustica Möckenlohe wiedererstanden und nicht nur ein roter Fleck in archäologischen Karten geblieben ist, haben wir Michael Donabauer zu verdanken. Begonnen als Projekt eines Mannes, in das, wie man vermuten darf, auch seine Familie stark miteinbezogen wurde, steht uns jetzt der Verein „Römervilla Möckenlohe“ gegenüber.
Die heutige Form des Museumsbetriebs mit einem römischen Haustierpark wird aber trotzdem kaum von der Familie Donabauer zu trennen sein. So etwas geht wohl nur dann, wenn man auf dem Gelände daneben sowieso um 5 Uhr in der Frühe nach den eigenen Tieren sehen muß. Hier ein Luftbild, das die Römervilla zeigt. Wer zur Motivation für den Familienausflug noch mehr Pferde braucht: hier noch der Link zum Reiterhof Donabauer.
Über die Geschichte des Wiederaufbaus der Villa gibt es einen ausführlichen Artikel von Petra Preis auf der Website des Landkreises Eichstätt. Es wird sogar einen Film über den „Untergang und Wiederaufbau der Römervilla in Möckenlohe“ geben. Die Filmpremiere findet am 04./05. August 2012 beim jährlichen Römischen Erntefest an der Villa Rustica in Möckenlohe statt.
Wegen der zahlreichen interessanten Details sollte man schon mindestens eine Stunde einplanen. Und wegen den vielen Fragen, die einem dann einfallen können, ist die telefonisch vorab zu vereinbarende Führung sicher ein ganz interessantes Angebot.
Für die Verankerung im Kopf - so kommt es mir jedenfalls vor - ist eine Darstellungsform im Zusammenhang wie bei der Römervilla Möckenlohe unschlagbar. Also vielleicht sich zuerst in Möckenlohe ansehen, was so alles dazugehörte, und dann mit einem anderen Blick konservierte Reste wie die der Villa Rustica in Karlsruhe-Durlach und der Villa Rustica Leutstetten besuchen.
Hinsichtlich den Fotos bedanke ich mich bei Frau Donabauer für die Erlaubnis die auf dem Gelände der Villa gemachten Bilder in das Internet einstellen zu dürfen! Ich denke man darf generell beides, also fotografieren und einstellen, aber man kann ja noch mal nachfragen. Die Fotos sind nur als Appetithappen für die Website des Vereins „Römervilla Möckenlohe“ zu sehen, die ist viel besser bestückt und hat auch noch erläuternde Texte dazu.
Abschließend noch zwei Hinweise. Zum einen auf das erste Augsburger Römerfest, das morgen und übermorgen auf dem großen Parkplatzareal hinter dem Römischen Museum stattfindet. Wer es weniger pazifistisch als in Möckenlohe mag: dort sollen nach dem verlinkten Text auch Katapultschießen und Gladiatorenkämpfe geboten werden. Passend dazu gibt es ein Buch und Buchrezension: „Die römische Armee im Experiment“.
Der zweite Hinweis führt in die ganz andere Ecke der Brettspieleforscher. Spiegel Online berichtete über deren Konferenz in Haar bei München. Weitere Informationen finden sich auf der leider nicht so aktuell gehaltenen Website der Spieleforscher.
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